Tatsächlich gibt es bereits seit einigen Monaten verschiedene Hersteller die versuchen WiFi 7 fähige Router in den Markt zu drücken – obwohl Wi-Fi 7 erst Anfang 2024 final zertifiziert wurde.
Ein Problem dabei: die meisten WiFi 7 Router / Access Points sind unverhältnismäßig preisintensiv im Vergleich zu bestehenden WiFi 6/6E Systemen.
Und das zweite Problem: es gibt bis heute kaum Endgeräte die WiFi 7 ab Werk an Board haben, abgesehen von einigen Smartphones bei denen WiFi 7 in meinen Augen jedoch nur bedingt Sinn macht.
Wir nutzen hier mittlerweile primär ein Macbook M1 Air mit verbautem WiFi 6 Modul. Eine Möglichkeit diesen Laptop auf Wifi 7 “aufzurüsten” ist weder vorgesehen – und auch ganz praktisch gesehen über externe Peripherie aktuell leider gar nicht möglich.
Es gibt bis heute keinen einzigen Wifi 7 Client in Form von USB oder Thunderbolt zum Nachrüsten… erste Produkte sind zwar mittlerweile endlich angekündigt – erhältlich davon ist aber noch kein einziges Produkt.
Wer WiFi 7 also schon heute nutzen möchte steht entsprechend vor einigen Stolpersteinen…
Da sieht die Situation in Hinblick auf Router/Access Points glücklicherweise schon deutlich besser aus.
Zyxel’s NWA130BE sticht zudem mit einem sehr attraktiven Preis von knapp 200€ als extrem positiv hervor. Damit wird WiFi 7 endlich massentauglich!
Der Tri-Band Access Point bietet einen 2×2 Aufbau in den Frequenzen 2,4GHz, 5GHz sowie 6GHz und kombinierte Geschwindigkeiten von bis zu 11Gbit/s brutto.
Anschluss findet er über 2x 2.5Gbit fähige LAN Ports wovon einer als UPLINK Port fungiert und über den anderen weitere Geräte angeschlossen werden können.
Strom kann der NWA130BE über PoE oder den DC-Stromanschlus beziehen – in unserem Fall haben wir ein vorhandenes 12V Netzteil angeschlossen da ein solches nicht beiliegt. Der Access Point benötigt im Betrieb laut technischen Daten etwa 24 Watt.
Wir haben den Zyxel Access-Point entsprechend an unseren 10GbE Switch gehängt und von dort aus ein zweites WLAN aufgespannt.
Der bisherige WLAN Verkehr wird über die Fritzbox 7590AX abgewickelt und ist auf Wifi 6 und entsprechend das 2,4 sowie 5GHz Frequenzband beschränkt – 6Ghz kann die ältere Fritze noch nicht.
Zu Testzwecken hängt ein potentes Qnap NAS per 10GbE Verbindung am Switch – und kann von dort über das Wifi 6 der Fritzbox und nun zu Testzwecken über den Zyxel AP auch per WiFi 7 erreicht werden. Datenraten von 400-500MB/s lesend sind aufgrund der verbauten SSDs im NAS per Netzwerkkabel möglich. Gespannt waren wir also was per Wifi 7 “over the Air” machbar ist.
Es musste daher nur noch das “Problem” der fehlenden Clients gelöst werden. Dafür fand ein älterer Mini-PC mit Intel CPU seine Bestimmung in den wir eine WiFi 7 fähige Netzwerkkarte verbauten, konkret eine Intel BE200 von Nicgiga. Auch hierbei handelt es sich um einen 2×2 Aufbau – relativ üblich in Notebooks und Smartphones.
Diese im M.2 2230 Format vorliegende Netzwerkkarte wird leider ohne Antennen geliefert – entsprechend muss hier auf eine vorhandene Verkabelung zurückgegriffen werden oder ein entsprechendes Kabel-Set separat erworben werden. Idealerweise setzt man dann hier auf “Tri-Band” fähige Antennen um möglichst alle 3 Bänder (2.4Ghz, 5Ghz und 6Ghz) bedienen zu können.
Leider erkannte Windows 11 nach dem Einbau die Netzwerkkarte nicht von allein – die Treiber sowohl für WiFi als auch Bluetooth des BE200 Chipsatzes müssen entsprechend händisch von der Intel Website heruntergeladen und installiert werden – das ist bei einem modernen Betriebssystem wie Windows 11 für uns irgendwie nicht ganz nachvollziehbar. Warum bietet der Windows Update-Dienst beim Versuch den Treiber im Geräte Manager zu installieren diesen nicht automatisch an?
Vielleicht sind wir nach den 2 Jahren fast ausschließlicher MacOS-Nutzung doch schon ein wenig verwöhnt?! 🙂
Zusätzliche Randnotiz: WiFi 7 wird auch offiziell erst ab Windows 11 überhaupt unterstützt – mit älterer Soft/Hardware schaut man zumindest offiziell in die Röhre. Intel selbst wiederum bietet dagegen Treiber für Windows 10 an…
Nach dem diese Startschwierigkeiten beseitigt waren – konnte endlich die Verbindung auf Wifi 7 Ebene hergestellt werden… Fast zumindest – denn der Windows PC wollte sich partout nicht mit dem 6GHz des Zyxel AP verbinden – stattdessen kommunizierte er fleißig auf 2,4Hz und 5GHz und war aber dort schon bereits spürbar flotter als die bestehende Fritzbox.
Ich mache es kurz: Auch wenn uns die Fehlersuche etwas auf Trab hielt und der Fehler am Ende ziemlich banal gewesen ist – so ist dieses Detail essentiell um Wifi 7 überhaupt erst nutzen zu können.
Denn das 6GHz Band scheint zwingend eine WPA3 Verschlüsselung vorauszusetzen! Wir hatten zuvor bei der Ersteinrichtung jedoch auf eine WPA2 Verschlüsselung gesetzt – um volle Kompatibilität zu gewährleisten.
Doch genau das war die Krux und verhinderte das sich der Windows PC mit dem 6GHz Netzwerk des AP verbinden konnte und entsprechend nur auf 2,4Ghz bzw. 5GHz kommunizierte.
Aktiviert man in der Konfiguration des NWA130BE entsprechend die WPA3 Verschlüsselung – so klappt auch die Verbindung auf der 6GHz Schiene unverzüglich.
Die generelle Konfiguration des Zyxel ist funktional – aber von der Bedienoberfläche gäbe es in meinen Augen noch etwas Luft nach oben. Das Menü könnte gern etwas moderner und frischer daherkommen.
Die Einstellmöglichkeiten sind vielfältig und häufig gibt es auch kleine Info-Boxen mit Tipps zu den Settings. Allerdings könnten insbesondere in den tiefergehenden Menüs noch ein paar weitere Hinweise ergänzt werden – etwa zu Einstellungen bei der Kanalwahl, DCS und ähnlichen Funktionen… Da könnte man Einsteiger gewiss noch etwas besser an die Hand nehmen.
Richtig hilfreich und praktisch ist dagegen der Einrichtungs-“Wizard” – hier können schnell die Basis-Einstellungen,- aber z.B. auch die Umstellung von WPA2 auf WPA3 Verschlüsselung vorgenommen werden ohne in den jeweiligen Sub-Menüs danach suchen zu müssen. Das ist prima und sehr hilfreich!
Im Zeitraum der Nutzung gab es im übrigen auch ein erstes offizielles Firmware-Update auf Version 6.75.
Kommen wir nun aber zum wichtigsten Punkt: Was bringt WiFi 7 konkret in der Praxis?
Der Test erfolgt über das im Netzwerk befindliche 10GbE NAS und den angedockten 10GbE Switch welcher die Daten den jeweiligen AP’s zur Verfügung stellt.
Gemessen wurde im Nahbereich ohne Hindernisse – ca. 5m vom jeweiligen Access Point entfernt.
Einen zweiter Messpunkt erfolgte in einem Nebenraum mit dazwischen befindlichen Wänden und Schränken – ca 10m entfernt vom AP.
Folgende Hinweise noch für den Hinterkopf: sowohl der Zyxel NWA130BE als auch die Intel 200BE WiFi Karte besitzen einen 2×2 Aufbau – sprich funken mit 2 Antennen was den maximalen Durchsatz verglichen mit 4×4 Aufbauten entsprechend begrenzt.
Und noch wichtiger: die angegebenen Herstellerangaben sind immer als Brutto-Datenraten zu verstehen die nur unter Laborbedingungen erzielbar sind. In der Praxis kann man davon gut die Hälfte abziehen um einen Annäherungswert der zu erwartenden Durchsatzraten zu erhalten.
Gehen wir von den laut Hersteller angegebenen > 5000Mbp/s Brutto im 6GHz Band aus und ziehen einen 50% “Realitätsfaktor” ab – so landen wir bei maximal 2500Mbp/s… Und sind damit auch folgerichtig in dem Bereich, den der AP per Kupferleitung an den 2.5Gbit Ports entgegen nehmen kann.
Während sich die Fritzbox mit WiFi 6 im 5GHz Band in der Spitze laut bei maximal 100MB/s lesend einpendelt – so erreichte der Zyxel in ersten Versuchen im 6GHz Band bereits bis zu 170MB/s lesend. Und das im übrigen nicht nur im Peak – sondern tatsächlich erfreulich konstant! Hier hilft sicherlich die Erhöhung der 320Mhz Bandbreite.
Das ganze kann man jedoch auch bei einer klassischen Dateiübertragung im Windows-Explorer verfolgen – die Daten vom NAS “fliegen” förmlich durch die Luft!
Damit lässt die moderne WiFi 7 aka 6GHz Technik ganz klar Ihre Muskeln spielen und zeigt wohin die Reise geht – wohlgemerkt auf einem “kleinen” 2×2 Aufbau.
Ob hier bereits MLO (Multi-Link-Operation) greift ist nicht ganz eindeutig – auf manchen Seiten schreibt Zyxel das der NWA130BE diese Funktion unter der Haube hätte – in der englischsprachigen Bedienungsanleitung vom Januar 2024 heißt es dagegen:
“Note: The Zyxel Device does not support MLO at the time of writing.”
Gleiches gilt für die Intel BE200 Client Netzwerkkarte – auch hier ist nicht eindeutig zu erkennen ob diese tatsächlich MLO unterstützt – selbst wenn der Zyxel es womöglich beherrscht.
Wer also große Datenmengen durch die Luft zu bewegen hat, erhält mit WiFi 7 und dem NWA130BE ein potentes Gerät welches die realen Datenraten gegenüber WiFi 6 in unserem Szenario beinahe verdoppelt hat – zumindest im Lesebetrieb vom NAS zum Client am Messpunkt 1.
Betrachten wir Messpunkt 2 im Nebenraum (ca. 10 Meter Entfernung) durch eine Wand und einen massiven Schrank hindurch, so fällt die Datenrate interessanterweise nur verhältnismäßig wenig ab und pendelt sich bei etwa 150MB/s lesend ein. Das ist ein erfreulich geringer Abfall und zeigt die Leistungsfähigkeit der neuen Technik.
Drahtlostechnik per WiFi 7 macht somit echt Laune! Klar gibt es hier und da noch ein paar kleinere Stolpersteine die es zu berücksichtigen gilt- aber sobald diese überwunden sind wird man mit konstant hohen Datenraten belohnt die eine 1GbE Kupferleitung sogar über Distanzen deutlich übertreffen und in unserem Szenario im Idealfall an Messpunkt 1 fast schon auf 2.5GbE Niveau rangieren.
Das WiFi 7 aber auch noch Luft nach oben hat wird ebenfalls deutlich. Die angegeben Brutto-Datenraten werden hier (wie auch bei der Konkurrenz) noch nicht erreicht, denn tatsächlich ist das ein herstellerübergreifendes “Problem” – die Fritzbox 7590AX ist etwa mit 2400Mbit/s brutto angegeben – erreicht in der Praxis aber ebenfalls nur grob die Hälfte davon.
Wenn man jedoch den Preis des Zyxel NWA130BE in Relation sieht – dann ergibt das in der Summe durchaus ein mehr als stimmiges und sehr rundes Bild.
Die Datenraten sind verhältnismäßig hoch und vor allen Dingen auch sehr konstant – was bei Wifi 5 oder 6 nicht immer der Fall ist und dort viel eher in Form von schwankenden Datenraten zu beobachten ist.
Naja und insbesondere Nutzer die aufgrund mobiler Laptop/Smartphone Nutzung sowieso auf einen 2×2 Aufbau begrenzt sind – erhalten hier quasi einen Sweet-Spot ohne für ein teures 4×4 System bezahlen zu müssen.
Übrigens: Laptop-Nutzer mit fest verlöteten Drahtlosmodulen oder auch Mac-Nutzer schauen dagegen leider noch in die Röhre – Wifi 7 Clienten zum Nachrüsten per USB/Thunderbolt sind leider noch nicht zu bekommen.
Ein kleiner Hinweis geht zum Schluss noch in Richtung Leistungsaufnahme/Wärmeentwicklung: Da wir den Zyxel zu den Testzwecken in einem kleinen, nach hinten geöffneten Schränkchen verbaut haben – fällt die doch etwas erhöhte Verlustleistung auf. Anders gesagt: Der Router wird mindestens handwarm. Für bessere Sendeleistung macht es aber sowieso Sinn denn AP auch entsprechend freistehend zu positionieren anstatt ihn in zu verbauen. Der Stromverbrauch lag hier im Bereich um 15W.
Fazit:
Der Zyxel NWA130BE schlägt sich in Kombination mit der WLAN Erweiterungskarte BE200 im PC entsprechend gut und dürfte für viele Anwender bereits den gewünschten Geschwindigkeitsvorteil bringen. Damit schlägt ein solches WiFi 7 System im 6GHz Band entsprechende 1GbE Netzwerke bereits deutlich in Hinblick auf die Netto-Datenraten und liegt unter Idealbedingungen knapp im Bereich von fest verkabelten 2.5GbE Netzwerken. Damit sind anspruchsvolle Tasks inkl. Videobearbeitung möglich – hervorragend!
Jetzt müssen nur noch die Hersteller auf Client-Seite nachlegen und Wifi 7 auch auf die Endgeräte bringen… bei modernen Smartphones findet sich immer häufiger Wifi 7 an Board – aber da muss tatsächlich mehr kommen damit Anwender auch wirklich davon profitieren können.
Disclaimer: Zyxel hat uns eine Teststellung des NWA130BE zur Verfügung gestellt – das Gerät geht nach Veröffentlichung des Tests wieder zurück zum Hersteller und es ist sind weder Geld noch sonstige Zuwendungen geflossen. Der Hersteller hat zudem keinerlei Auflagen zur Veröffentlichung gemacht – entsprechend spiegelt der Test allein unsere Erfahrungen aus der Praxis wieder.