Wer die letzten beiden Beiträge verfolgt hat kennt mein Vorhaben: Ich möchte einen relativ einfachen Medienserver an den Start bringen auf den ich im lokalen Netzwerk via WiFi zugreifen kann – und das idealerweise in einem finanziell erschwinglichen Rahmen da die Anforderungen eigentlich überschaubar sind und keine absolute High-End Lösung benötigt wird.
Die einfach zu realisierende Netzwerk-Lösung via FritzNas überzeugte mich wenig – die Transfergeschwindigkeiten waren eher unterirdisch (max 10Mb/s – eher weit darunter), der USB Anschluss der FritzBox ist viel zu wählerisch und das ganze generell sehr instabil (häufige Abbrüche bishin zu Abstürzen der Fritzbox).
Also kam – was kommen musste. Ein dediziertes NAS sollte her. Nur welches – Synology oder Qnap?
Um die Qual der Wahl abzukürzen: Es wurde ein kleines 2-Bay NAS von Qnap – konkret das TS-230.
Der Preis und die Funktionen sowie die generelle Lieferverfügbarkeit gaben den Zuschlag.
Modelle mit 2.5Gbe und mehr fand ich auch spannend – aber preislich bewegt man sich da schnell in anderen Sphären und hat das Problem auch die Router-Hardware auf den neuesten Stand bringen zu müssen um einen wirklichen Benefit davon zu haben.
Bestellt habe ich das Qnap als Leergehäuse – damit ist das TS-230 für um 150€ neu auch relativ erschwinglich. Wer etwas Zeit und Geduld aufbringt kann ggfs. auch ein Gebrauchtes unterhalb der 100€ Grenze finden.
Schwindelig wird einem erst beim Blick auf die Preise für größere Speichermedien… aber dazu vielleicht mehr an anderer Stelle.
Ich hatte noch zwei ältere Seagate 2TB aus einem Desktop PC liegen – leider keine baugleichen Modelle. Laut Kompatibilitätsliste zum TS-230 tauchte zudem keine der beiden Platten als “kompatibel” auf.
Aber sowas schreckt mich ja nur bedingt davon ab es zu probieren. Und tatsächlich: Beide Laufwerke wurden vom TS-230 erkannt und konnten direkt zu einem RAID 1 Verbund konfiguriert und formatiert werden.
Tatsächlich ist die Einrichtung durchaus machbar wenn man sich etwas mit Netzwerkeinstellungen auskennt.
Alle Platten einbauen, Kabel entsprechend mit dem Router und Strom verbinden und anschließend die QFinder Pro App auf dem jeweiligen Betriebssystem an einem Rechner ausführen der sich im gleichen Netzwerk wie das NAS befindet.
Man wird mehr oder weniger step-by-step durch den Prozess geführt. Ich hatte jedoch bereits während der Einrichtung des NAS parallel im Routermenü Einstellungen vorgenommen (statische IP vergeben…) und das brachte den Setup Prozess etwas ins stocken da diese IP Zuweisung erst nicht funktionieren wollte. Macht das am besten erst nach der groben Ersteinrichtung des NAS und nicht parallel! 🙂
Es gibt auch einige Youtube Videos in denen diese Schritte gut dokumentiert sind.
Nachdem die wichtigsten Einstellungen gemacht sind habt ihr die Wahl das System Euren Wünschen entsprechend anzupassen – allen voran die Arbeitsweise als RAID oder auch die Möglichkeit Snapshots, sprich Systemabbilder zu verwenden.
Ich habe mich für ein statisches Volume im RAID 1 Verbund ohne Snapshot-Option entschieden.
RAID1 bedeutet: Von den 2x2TB HDD’s ist effektiv nur eine nutzbar – die andere dient der Redundanz und erhöht im Idealfall die Leseleistung.
Perspektivisch werden hier auch größere HDD’s einziehen – aber die vorhandenen beiden nicht baugleichen 2TB Seagates sind praktischerweise der Versuchsballon.
Und obwohl die Platten nicht identisch sind kommt das NAS damit bisher gut zurecht und zeigt keine Probleme an.
Nun folgte also der erste kurze Praxistest: Das Kopieren von Daten auf das RAID – via WiFi vom Laptop wohlgemerkt. Hier strauchelte das FritzNAS ja mit unterdurchschnittlichen Werten und Abbrüchen.
Nicht so das Qnap TS-230: Die Verbindung ist super stabil per Wifi und die Datenübertragungsraten gehen in der Spitze auf bis zu ~70MB/s lesend. Das ist für die alten Seagate Consumer Platten und WLAN (Wifi 5 ac) ein durchaus ordentliches Ergebnis. Im Schnitt sind es eher 30-60MB/s. Hier kommt es darauf an was Euer Router packt und natürlich auch welchen Wifi Standard Eurer Endgerät nutzt. Beim 7530 von AVM etwa gibt der Hersteller im 5GHz Wifi bis zu 866Mbit/s als Bruttodatenrate an, das entspräche in etwa 108MB/s als theoretisches Maximum. Da die Nettodatenrate hier durch die Entfernung/Wände etc. immer geringer ausfallen wird bin ich mit den ersten Speedtests mehr als zufrieden. Das ist ein enormer Schritt nach vorn gegenüber der Fritzbox eigenen “FritzNAS” Lösung.
Natürlich schwanken die Datenraten auch beim QNAP Nas – aber zu keinem Zeitpunkt brach ein Kopiervorgang komplett ab. Selbst >200GB Daten in einem Rutsch nahm das NAS via WLAN in einigen Stunden klaglos und fehlerfrei an.
Mit dem Umstieg auf einen moderneren Routern mit AX WiFi Unterstützung dürfte man vermutlich knapp ans Gigabit-Limit herankommen.
Der Ersteindruck ist also durchweg positiv – auch solch Spielereien wie WOL (Wake On Lan) finde ich prima da ich das System nicht 24/7 nutze werde sondern nur bei Bedarf. Klar könnte man das TS-230 auch einfach am Hauptschalter des Gerätes einschalten – aber ich habe das NAS in einem kleinen Gehäuse verbaut sodass es eleganter ist das ganze aus der Ferne wieder hochzufahren.
Übrigens: Mal ganz schnell hochfahren ist so eine Sache – das NAS benötigt etwa 5 Minuten um wirklich einsatzbereit und erreichbar zu sein. Zeit genug also um einen Cappuccino zu beziehen 😉
Danach stehen aber alle Netzwerkverbindungen und man kann bequem damit arbeiten.
Das ganze System ist natürlich sehr viel komplexer und bietet mehr Möglichkeiten als den reinen Datenzugriff – darunter etwa UPnP Streaming und die Nutzung diverser Apps, Backup-Routinen, Shared Folder die sich automatisch syncen oder auch die zusätzliche Cloud Einbindung externer Anbieter.
Allerdings hat das System auch seine Grenzen – etwa wenn zuviele Prozesse gleichzeitig ausgeführt werden oder noch die Generierung von Thumbnails oder generell die Indexierung läuft… spätestens ergänzende Videotranskodierungstasks bremsen das NAS dann durchaus aus – alles parallel geht einfach nicht. Dafür ist das TS-230 aber auch zu sehr ein Einsteiger-Nas – und unter dem Aspekt liefert das Teil bisher nach wenigen Tagen Nutzung recht gut ab.
Ich werde in den kommenden Wochen gewiss nochmal das ein oder andere Update zum Qnap abgeben und weitere Eindrücke aus dem Alltag teilen.
Bisher bleibt aber festzustellen: Absolut kein Vergleich mit der AVM eigenen FritzNas Lösung des 7530 Routers. Da liegen die berühmten “Welten” dazwischen. Das FritzNas würde ich maximal als experimentelles Nas betrachten in der Hoffnung das es mit neueren Firmwares oder auch moderneren Routern besser implementiert ist – aber das QNap ist da wirklich ‘ne ganz andere Nummer.
1 thought on “Qnap NAS – Das ist dann schon ‘ne andere Nummer…”