Nachdem ich kürzlich hier im Blog von der Vorstellung des Lark150 Systems berichtete ist diese Dual-Receiver Ton-Funkstrecke nun auch hierzulande bei einigen Händlern erhältlich – und ich konnte nicht widerstehen ein Set zu bestellen.
Mein Test und Erfahrungsbericht zum Lark150
Nachdem ich einige Jahre recht zufrieden mit der ersten Rodelink-Generation unterwegs gewesen bin gab es immer wieder wieder mal Situationen in denen ein 2-Kanal-Empfänger super praktisch gewesen wäre und den Aufwand deutlich minimiert hätte.
Stattdessen habe ich die beiden recht klobigen Rodelink RX-Receiver auf den Blitzschuh geschraubt und in einen zusätzlich montierten Beachtek MCC-2 Mini-Mixer laufen lassen der beide Signale ins Stereobild nach links und rechts schiebt sodass man in der Kamera die beiden Mikrofonquellen getrennt auf links/rechts hat. Das sah dann wie folgt aus:
Jetzt kommt Lark 150 von Hollyland ins Spiel…
Das Lark150 System minimiert dieses Prozedere auf der Empfängerseite enorm – der super kleine und kompakte DUAL-Empfänger verbindet sich automatisch mit den Sendern und kann für links und rechts jeweils im Pegel angehoben/gesenkt werden – unabhängig voneinander. Das Ergebnis ist quasi identisch zur vorherigen RODE/Beachtek-Lösung – nur eben sehr viel kompakter und mit farbigem Display. Das ganze sieht dann im Vergleich zur vorherigen Lösung so aus – bei quasi identischen Funktionsumfang:
Zegegeben: Die neuen Rode Go Systeme sind auch sehr viel kleiner geworden – aber ein DUAL-Empfänger oder gar eine Regelung der Pegel nebst Anzeige gibt es dort nicht. Und der Sprung vom “großen” RodeLink ist schon ein enormer Gewinn in Hinblick auf die Kompakheit.
Das Set kommt in einem robusten Case welches gleichzeitig als Ladestation dient. Dort finden die beiden Sender als auch der DUAL-Empfänger neben dem Klinkenkabel Platz. Das zusätzliche Zubehör welches im Lieferumfang beiliegt passt nicht mehr in das Case – landet daher im mitgelieferten kleinen Stoffbeutel aka Pouch.
Apropos Zubehör und Lieferumfang: Der ist recht umfangreich.
So befinden sich neben den beiden Sendern die ein integriertes Mikrofon verbaut haben zwei passende und gut andockbare Fell-Windschütze die durch die Montagevariante bestens halten und nicht so schnell vom Sender fallen wie bei anderen Systemen. Wirklich simpel aber extrem clever gelöst.
Dazu kommen dann noch zwei Lavalier-Mikrofone die bei Bedarf in die beiden Sender gesteckt werden können – auch hier sind kleine Schaumstoffwindschütze an Board. Leider passen die beiden Fell-Windschütze nicht so bequem auf die Lav’s – das ist etwas schade aber liegt wohl am Design der Windschütze die eher für die Nutzung am kleinen TX-Sender bestimmt sind. Das könnte man optimieren.
Und… kann das kleine System was?
Ich bin mehr als positiv überrascht. Das System ist “out of the box” verbunden gewesen und funktionierte bei mir sowohl an der A7rII als auch Pocket4k einwandfrei via Miniklinke-Out. In der Pocket 4K kann man im Menü beide Kanäle der Stereo-Miniklinke bei Bedarf noch einmal nachpegeln – ich hatte dort einen Wert von jeweils 80% eingestellt während die Empfänger auf 0db Ausgang standen. Die Sony wiederum hatte ich auf einen geringen MIC-Pegel gestellt, konkret auf “Stufe 5” da die PreAmps jener Kamera nicht das Gelbe vom Ei sind. Und der Pegel passte auch hier wunderbar – je nach Situation hat man also noch Spielraum über das Lark-System nachzusteuern oder eben die Vorverstärkung der Kamera anzupassen. Ein unschönes “Pumpen” oder gar unerwünschtes Kompanderverhalten konnte ich dabei im übrigen nicht beobachten.
Die Aufsplittung am Empfänger auf links und rechts im Stereobetrieb des Lark 150 funktioniert – ich hatte keinerlei Bedenken das es da Probleme geben könnte. Und wer es etwas einfacher haben möchte kann das System jederzeit auf “MONO” stellen – dann werden beide eingehenden Signale als MONO-MIX ausgegeben – das reduziert den Aufwand im Schnitt.
Im Stereo-Betrieb sollte man daher immer daran denken die Spuren im Schnitt entsprechend zu routen – ansonsten hört der Zuschauer womöglich eine Person nur links, die andere rechts.
Was mir am Empfänger auch super gefällt: Man sieht zu jederzeit nicht nur den Akkuzustand desselben, sondern auch jederzeit den Akkuzustand der beiden Sender! Und die Sender können zu jederzeit auch vom Empfänger aus gemuted werden in dem man den entsprechenden Drehknopf drückt – prima!
Dann gibt es noch einen Safety-Track Mode – bei dem wird der rechte Kanal -6dB aufgezeichnet. Auch ganz nett.
Die Verbindung ist bei meinen ersten Versuchen bisher sehr stabil gewesen, selbst unmittelbar an der Fritzbox die DUAL-WLAN aussendet (habe beide Sender mal zum Spaß auf den Router gelegt) sendeten die beiden TX Ihre Signale an die Kamera im Nachbarraum ohne Fehler.
Ich habe jetzt noch keinen typischen Outdoor-Reichweitentest gemacht – aber innerhalb der Wohnung in einem Mietshaus mit viel WLAN-Gedöns gab es auch durch typische Gips-Wände hindurch zu keinem Zeitpunkt Verbindungsabbrüche oder Störungen.
Auch ein kurzer Reichweiten-Test vom Balkon bei freier Sicht in etwa 20-25m Entfernung vom Sender zum Empfänger verlief positiv. Darüber hinaus scheint es ein wenig situationsabhängig zu sein wie der Sender zum Empfänger hin ausgerichtet ist. Wer ein System mit möglichst hoher Funk-Reichweite sucht ist mit den Lösungen im UHF-Band aber weiterhin besser aufgehoben.
Für meine Hobby/Semi-Pro Zwecke taugt mir das aber vollkommen – zumal ich eh immer den Ton kameraseitig abhöre wenn Ton relevant ist.
Das Delay bzw. die Latenz ist auch ziemlich gering – die angegebenen 5ms dürften hinkommen und entsprechen in etwa der geringen Latenz die man von den Rode-Systemen kennt. Ich habe jedenfalls keinen störenden Versatz festgestellt. Sennheisers AVX ist da mit 19ms laut Specs deutlich gemütlicher unterwegs.
Die beigelegten Lavaliere klingen ordentlich – natürlich darf man hier für den Preis nichts außergewöhnliches erwarten. Meine vorhandenen RodeLink Lavs (ca. 90€ Einzelpreis) bringen etwas mehr Pegel respektive leicht besseres S/N und mehr Tiefen – das war aber zu erwarten. Entsprechend kann man die Funkstrecke mit höherwertigen LAV’s noch deutlich optimieren.
Was mir aufgefallen ist und auch schon bei der ersten RodeLink Generation manchmal auftrat: Die kleinen mitgelieferten Lavalier-Mikrofone scheinen nicht allzu gut abgeschirmt zu sein. Es gab Situationen in denen ich ein leichtes “Fiepen” im Signal hatte wenn man ein mitgeliefertes Lav sehr nah zum Sender platziert… man kann es provozieren wenn man die Mikrofonkapsel direkt an den Sender hält und etwas hin und herbewegt – dann tritt es vereinzelt leicht auf. Ist natürlich etwas praxisfern – ich wollte es aber erwähnt haben. Mit dem angesteckten Rodelink Lavalier Mikrofon gab es dieses Problem dann in keiner Situation, auch nicht wenn man das Lav direkt an den Sender hält. Da ich sowieso zwei Rodelink Lavalier Mikrofone habe ist das für mich kein Thema – aber es ist mit den mitgelieferten Hollyland Lav’s eine kleine Fehlerquelle. Nutzt man gar kein dediziertes Lavalier sondern direkt das integrierte Mikrofon des Senders ist auch alles einwandfrei – es scheint also an der etwas zu schwach dimensionierten Abschirmung der beigelegten Lavaliere bzw. deren Kabel zu liegen.
Abschließend noch was zum Akku respektive der Ladebox: Das ganze ist etwas ungewohnt – funktioniert in der Praxis recht gut weil man sich eigentlich um nichts kümmern muss: Empfänger und Sender in die Box geworfen und schon beginnt der Ladevorgang. Ab und ann sollte man dann mal die Box per USB-C nachladen – that’s it.
Die Laufzeit der Sender betrug bei mir knapp 4h – danach wollten sie geladen werden. Arbeitet man mit nur einem Sender kann man nach der Zeit einfach auf den zweiten Sender wechseln und diesen nutzen während der erste wieder lädt… damit kommt man gut hin.
Sind dagegen beide Sender in Betrieb ist dann halt irgendwann Feierabend bzw. Mittagspause angesagt.
Der Empfänger hatte nach den knapp 4h übrigens noch 3/4 an Akku – der hält also deutlich länger durch. Augeladen wird die Ladebox einfach via USB-C – das geht also auch mobil per Powerbank und macht einen somit unabhängig von Steckdosen.
Ein kleins “Manko” habe ich dann doch noch bemerkt: Die Blitzschumontage. Auf “echten” HotShoes wie dem meiner A7rII Kamera lässt sich der Empfänger gut und sicher im entsprechenden Hot-Shoe einrasten und er sitzt dort bombenfest. Anders verhält es sich an so genannten “Cold Shoes” wie man sie oft an Rigging-Equipment vorfindet: Dort lässt sich der Clip des Empfänger in einigen Fällen kurioserweise nicht sicher montieren – das ganze ist dort etwas wackelig – schade.
Zusammengefasst hat Hollyland mit dem Lark150 für mich persönlich aber dennoch genau das richtige Tool auf den Markt gebracht. Der kleine Kasten vereint praktisch all jene Funktionen die ich bis dato eher mühselig mit den großen Rodelink Systemen realisiert habe. Die Reduktion auf das Wesentliche inkl. der Kontrolle über die Pegel sowie die kompakte und aufgeräumte Ladelösung sind schon ein cooles Package das ich Einsteigern in den Bereich des Drahtlos-Ton durchaus empfehlen kann, auch weil der aufgerufene Preis von aktuell etwa 345€ für das Dual-Empfänger System mehr als kompetativ zu bezeichnen ist.
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