Heute möchte ich mich einer “Technik” widmen, die ich bereits seit einigen Jahren bei der Benutzung von DSLR’s verwende und einigen womöglich unbekannt oder gar unlogisch erscheint.
“Einfache” Kompaktkameras oder auch Smartphones mit Kamerafunktion bedienen wir im Schlaf, selbst Laien wissen damit umzugehen. Der halbgedrückte Auslöser stellt das gewünschte Objekt “scharf” – und beim durchdrücken des Auslösers wird das Bild geschossen und gespeichert.
DSLR’s als auch gehobenere System,- und Kompaktkameras bieten dagegen verschiedene Möglichkeiten zur Steuerung des Autofokussystems einer Kamera.
Ganz allgemein betrachtet gibt es in der Regel 3 wählbare AF-Modi:
- Manueller Fokus (M / MF)
- Einzel-Fokus (S für Single AF)
- Kontinuierlicher-Fokus (C für Continous AF)
Für unsere Betrachtung soll die Variante Kontinuierlicher-Fokus (AF-C) von Interesse sein, denn sie bietet mit dem “entkoppelten Auslöser” quasi die ideale Kombination aus Single-AF und kontunuierlichen-AF.
Wie das funktioniert und was es bringen soll? Nun: Bei statischen Motiven ist der Einzel-AF völlig ausreichend – etwa beim Portrait eines Kindes. Auslöser halb durch drücken -> Kind ist scharf -> Auslösen und fertig.
Bewegt sich das Kind dagegen auf die Kamera zu, verändert sich ständig die Schärfeebene. Eine einmal mit halb gedrückten Auslöser genommene Schärfe liegt dann ganz schnell daneben wenn sich das Kind weiter bewegt hat. Bei dieser Variante wäre man mit dem kontinuierlichen AF besser bedient, denn drückt man den Auslöser halb durch wird die Schärfe automatisch nachgeführt – auch wenn sich das Kind bewegt.
Nun kann es aber auch sein, das man als Fotograf schnell auf verschiedene Ereignisse reagieren möchte und so mal statische, mal bewegte Objekte fokussiert. Nun kann man natürlich den Wählschalter der Kamera jedes mal verändern oder dies über das Kameramenü erledigen – allerdings kostet das nur unnötig Zeit und ist nicht sehr elegant.
Hier setzt nun die Eingangs erwähnte “Technik” des entkoppelten Auslösers an. Soll heißen: Der Auslöser der Kamera dient nur noch als reiner Auslöser (im Menü der Kamera einzustellen!). Ein halbes Antippen aktiviert anschließend NICHT mehr das Autofokussystem Eurer Kamera. Doch wie stellt man stattdessen scharf? “Professionellere” Kameras haben auf der Rückseite oft eine dedizierte “AF-On” (o.ä.) beschriftete Taste. Mit dieser, und einzigst dieser taste wird das AF-System der Kamera angesprochen, sprich getriggert. Befindet sich die Kamera nun im AF-C (kontinuierlicher Fokus) Modus, kann durch tippen der rückwertigen Taste unabhängig vom Auslöser fokussiert, also scharfgestellt werden.
Möchte man nur ein statisches Objekt, bspw. ein sitzendes Kind scharfstellen, reicht ein kurzer Druck auf diese Taste und man erreicht quasi einen Einzelfokus . Steht das Kind im nächsten Moment auf und rennt auf die Kamera zu, reicht es die AF-On Taste gedrückt zu halten – denn nun verfolgt das AF-System der Kamera wieder das Kind. Man hat also mit der dedizierten Taste die komplette Kontrolle über das AF-System und kann blitschnell auf nahezu alle Situationen reagieren. – was ein riesiger Vorteil ist, insbesondere auch bei der Bildgestaltung.
So kann man selbst entscheiden ab wann die Kamera scharf stellen soll oder eben auch nicht. Denn mit den heute oftmals lichtstarken Objektiven hat das Spiel mit der selektiven Schärfe immer mehr an Bedeutung gewonnen. Da die Kameraautomatik oft nicht unterscheiden kann welches Objekt ihr im Fokus haben möchtet – erhaltet Ihr so die volle Kontrolle über das AF-System.
Selbst wenn die Kamera keine eigene AF-ON Taste besitzt, lässt sich diese Funktion oftmals auf andere rückwertige Tasten wie etwa den Belichtungsspeicher (AE/AL) legen. Dazu muss man im jeweiligen Kameramenü nachsehen und die Funktionen entsprechend belegen.
Das klingt Anfangs alles komplizierter als es ist, denn in der Summe benötigt man durch diese Art der Fokussierung nie mehr den Wählschalter AF-M/AF-S/AF-C sondern hat alle Modi bereits auf einem Finger und jederzeit abrufbar.
Am besten ist es das ganze einfach mal an der eigenen Kamera auszurpobieren um zu sehen ob man sich an diesen Workflow gewöhnen kann. Es erfordert ganz gewiss etwas Zeit der Umgewöhnung – aber hat man das System und die damit einhergehenden Vorteile erst einmal verinnerlicht, möchte man nie wieder anders fokussieren. Zumindest ging es mir vor einigen Jahren so, als ich angefangen habe auf diese Art und Weise zu arbeiten.