Drahtlose Netzwerke sind für die meisten von uns gewiss allgegenwärtig – ohne sich allzu viele Gedanken darüber zu machen funktioniert Wifi aka Wlan in der Regel relativ problemlos und unauffällig sowohl daheim, auf der Arbeit oder immer häufiger auch unterwegs und an öffentlichen Orten.
Der Weg dahin jedoch war zumindest in Deutschland kein leichter, insbesondere in Hinblick auf öffentliche Hot-Spots sind uns viele andere Staaten durchaus einige Jahre voraus.
Im privaten Bereich dagegen ist WLAN in den meisten Haushalten de facto Standard – nicht zuletzt da jedes Smartphone in entsprechend drahtlosen Netzen funkt und es einfach unglaublich bequem ist auch vom Sofa oder dem Balkon aus mit dem Laptop im www zu surfen oder produktiv zu arbeiten.
Eine stabile und möglichst flotte Internetleitung bzw. Wifi-Verbindung vorausgesetzt.
Und genau an diesem Punk trennt sich dann häufig die Spreu vom Weizen – denn es gibt häufig einen bunten Mix aus aus Komponenten die nicht immer unbedingt miteinander harmonieren. Häufig einigen sich entsprechende Endgeräte dann auf einen Fall-Back – sprich den kleinsten gemeinsamen Nenner. Und das führt dann nicht selten zu deutlich langsameren Übertragungsraten als nötig.
Persönlich bin ich großer Fan von Wifi – als erste Endgeräte wie Laptops oder Smartphones mit integrierten Wifi 6 Modulen ausgestattet wurden war der Weg für mich klar: Ich musste irgendwie auch infrastrukturell auf WiFi 6 umsteigen. Mit dem Einzug eines NAS Systems – welches Anfangs nur als Datengrab angedacht war, mittlerweile aber bereits durch ein größeres Modell ersetzt und entsprechend vielfältig genutzt wird – zeigt sich einmal mehr: Selbst Wifi 6 stellt hier in Kombination mit 1GbE Ethernet Geräten den Flaschenhals dar… ich komme zwar an das theoretische 1GbE Limit von etwas über 100MB/s Datenübertragungsrate – aber das wirklich nur unter Idealbedingungen und wenn sonst keinerlei Last über das System abgewickelt wird.
Doch nun blitzt vereinzelt WiFi 7 am Horizont der ersten Hersteller auf. Auch wenn die letzten Details wohl noch nicht 100% finalisiert sind, werden erste Modelle mit WLAN 7 Standard bereits vorgestellt.
Und WIFI 7 scheint hier zumindest auf dem Papier tatsächlich den nötigen “Punch” zu bekommen der bisherigen Implementationen fehlte. Neben dem relativ neuen 6Ghz Frequenzband haben es insbesondere die prognostizierten Übertragungsraten in sich.
Theoretisch wurden auch zur Einführung von Wifi 6 häufig Datenraten von bis zu 9Gigabit/Sekunde in den Raum geworfen – ein Wert der jedoch praktisch nie erreicht wurde da sowohl sende,- als auch empfangsseitig quasi nie die volle Antennenzahl und Bandbreite erreicht wurde. Die meisten Endgeräte können nur 2 anstatt 4 Streams verarbeiten – allein das halbiert bereits den theoretischen Durchsatz, dazu kommen weitere Inkompatibilitäten und die zur Verfügung stehende Modulation und generelle Bandbreite im Frequenzband. Kurzum: Am Ende des Tages bleiben realistischerweise kaum mehr als 1-2 Gigabit/Sekunde übrig – was zugegebenermaßen dennoch kein schlechter, aber von der Theorie deutlich entfernter Praxiswert ist.
Wifi 7 setzt die theoretische “Latte” gleich ein paar Stufen höher – konkret definiert man hier gar bis zu 46Gbit/Sekunde – also das Fünffache dessen was Wifi 6 in der Theorie brachte.
Ohne das jetzt allzu sehr zu vertiefen gelten natürlich auch diese Werte unter Vorbehalt dessen, das alle “Partner”, sprich Geräte dieselbe Sprache sprechen und in jeweils voller Ausbaustufe unterwegs sind.
Die Praxis wird also sich also auch hier wieder deutlich darunter einpendeln – aber ein möglicher Bereich von 5-10Gbit/Sekunde dürfte durchaus realistisch und zu erwarten sein.
Möglich macht das neben dem 6Ghz Band die verbesserte Modulationstiefe, die Erhöhung auf bis zu 16 räumliche Streams sowie eine deutlich erhöhte Kanalbandbreite auf bis zu 320Mhz was ein enormer Sprung zu Wifi 6 darstellt wo viele Geräte mit 20Mhz oder 40Mhz unterwegs sind.
Wie man sieht: WiFi 7 scheint hier einiges richtig zu machen und könnte sowohl für Privatanwender aber auch Geschäftskunden einen enormen Sprung nach vorn bedeuten.
Einen kleinen “Nachteil” hat das ganze dann jedoch – die Begrenzung vieler Heimnetzwerke auf 1Gbit Ethernet, wie etwa in meinem Fall.
Bisher hängt unsere Wifi6 Fritzbox an einem einfachen 1GbE Switch. An diesem wiederum hängt auch unser NAS per 1GbE und einige weitere Endgeräte. Bedeutet: Der interne Netzwerk-Traffic ist bisher auf 1Gbit/Sekunde begrenzt.
Der alleinige Wechsel auf einen Wifi 7 Router würde hier also nur bedingt helfen… sinnvoller ist es daher wohl zuerst über ein Upgrade der Infrastruktur nachzudenken. Und genau das ist aktuell der Plan um später auch von den Vorteilen von WiFi 7 profitieren zu können.
Unser bestehendes Qnap TS-264 NAS, welches bisher per 1GbE Switch im Netzwerk hängt, soll künftig per 2x 2x5GbE Link Aggregation auf einen entsprechend potenten Managed Switch auflaufen. Später wäre es sogar denkbar das TS-264 über eine zusätzliche Steckkarte auf 10GbE upzugraden um tatsächlich das volle Potential auszuschöpfen. Allerdings sollte man dann tatsächlich konsequent alle Endknoten 10GbE fähig machen wenn man auf die linke Überholspur möchte. Bisher haben wir hier “nur” 2.5GbE Ethernet Adapter – budgetmäßig sind diese bisher noch deutlich erschwinglicher als entsprechende 10Gbit Netzwerkkarten bzw. Thunderbolt-Adapter.
Und solange hier noch kein WiFi 7i “over the air” verteilt wird – sollten die 2.5GbE im Doppelverbund wohl vorerst mehr als genügen – für WiFi 6 allemal.
Eine 10GbE Option im Switch möchte ich dennoch schon heute gern perspektivisch haben – einerseits um ausreichend Switching-Kapazität zu haben – und um andererseits dann eines Tages den Komplett-Umstieg auf 10GbE zu vollziehen. In Hinblick auf die Verkabelung setzen wir auf CAT6a mit RJ45 Kupfer.
Da die Verkabelung bei uns bisher problemlos austauschbar ist – wäre später aber auch Glasfaser denkbar. Auch aus dem Grund ist es sinnvoll bereits im Vorfeld abzuwägen und zu schauen das idealerweise potente RJ45 als auch SFP+ Ports am Switch vorhanden sind um möglichst flexibel und variabel zu sein.
Wie seht ihr das? Ist ein 10GbE Switch überdimensioniert – oder durchaus ein sinnvoller Gedanke wenn man ein Gerät möglichst lange nutzen möchte und auch in Hinblick auf die Standards eine gewisse Offenheit/Variabilität präferiert?
Apropos Wifi7 – wo bleiben eigentlich erste kompakte USB-C/Thunderbolt Sticks die diesen Standard an Board haben? Hat da bereits jemand erste Modelle erspäht – oder wird man sich da noch gedulden müssen?