Licht? Wer benötigt bei der aktuellen Generation lichtstarker Kameras eigentlich noch Licht?
Nun – ganz so einfach ist es dann eben doch nicht und Zusatz-Licht ist und bleibt auch in der heutigen Zeit häufig das Mittel der Wahl um etwaige Kontrastunterchiede anzugleichen oder auch um spannende Situationen erzeugen zu können. Manchmal kann es also hilfreich sein das vorhandene Deckenlicht auszuschalten – und gezielt Licht zu setzen.
Während vor wenigen Jahren noch klassische Glühlampen dominierten – finden sich heute fast durchgehend LED Leuchten in allen Bereichen wieder.
Größter Vorteil: eine höhere Lichtausbeute bei geringerer Leistung und zudem deutlich weniger Wärmeverluste durch moderne LED Leuchtmittel.
Es gibt aber auch vereinzelt Probleme – nicht alle Leuchten sind Frequenz-stabil wenn sie gedimmt werden und beginnen dann teilweise (für die Kamera sichtbar) zu “wabern” bzw. zu flimmern. Insbesondere sehr günstige LED Leuchten aus dem China Regal tendieren gern dazu – aber auch auf Veranstaltungen oder in Museeen mit aufwändiger Beleuchtung der Exponate steht man immer wieder von dieser Problematik… Kann man an der Kamera variabel den Verschluss anpassen – bekommt man es häufig in den Griff – zumindest sofern alle Leuchten gleichmäßig neben der Frequenz flackern… Bei einem bunten Mix wird man nur einen Kompromiss finden oder Kameras mit Global Shutter präferieren, die jedoch noch immer nicht allzu verbreitet sind.
Auf der Suche nach einer möglichst kompakt und autark zu betreibenden Videoleuchte fällt die Auswahl mittlerweile gar nicht so leicht. Neben etablierten Anbietern wie Arri, Litepanels und Co – bedienen auch immer häufiger Unternehmen aus Fernost diesen Markt mit spannenden Produkten.
Aputure hat sich auch hierzulande bereits einen Namen gemacht und bildet ein tolles Preis/Leistungsverhältnis dar.
Mittlerweile gibt es sogar COB LED Leuchten mit einem Fresnel-ähnlichen Element an der Front um die Lichtverteilung entsprechend zwischen fokussiert und weich anpassen zu können.
Dadurch lässt sich einerseits das Licht bündeln um punktuell eine nochmals erhöhte Lichtleistung zu erzielen – und andererseits für eine homogene Aufhellung sorgen in dem die Leuchte auf weich gedreht wird – mit entsprechenden Lichtverlusten.
Da viele dieser LED Leuchten zudem mit standardisierten Anschlüssen für diverse Lichtformer daherkommen – besteht auch die Möglichkeit Lichtformer wie Softboxen per Bowens Bajonett montieren und wechseln zu können.
Neben Aputure bin ich auf eine bisher mir unbekannte Marke gestoßen – die ähnliche Flächen als auch COB LED Leuchten anbietet – und dies für einen nochmals interessanten Kurs wenn man das Budget im Blick behalten muss.
Konkret habe ich mich für die CL60 von Colbor entschieden, da ich dieses Modell als s.g. “Refurbished” Ware für einen sehr guten Preis erstanden habe. Dabei handelt es sich um ein Bi-Color Modell bei dem die Farbtepmeratur zwischen ca. 2700K und 5600K stufenlos an die vorhandene Lichtsituationen angepasst werden kann.
Es gibt vom CL60 noch zwei weitere Versionen – eine etwas stärkere auf rein Tageslicht ausgelegte Variante sowie eine voll RGB anpassbare Version.
Im Lieferumfang meiner CL60 ist eine hübsche kleine Tragetasche in der sich ein 90w Netzteil sowie die Leuchte nebst Stativhalterung befindet. Ein Standardreflektor sowie der andockbare Bowens Mount für Zubehör ist ebenfalls dabei. Die Leuchte ist wirklich unglaublich kompakt und die Tasche ebenso – dennoch bietet sie Platz für etwas Zubehör wie eine starke USB Powerbank zum befeuern der LED… Und ja: das CL60 passt mit montierten Bowens Mount plus Reflektor problemlos in die Tasche – muss also nicht immer demontiert werden was Zeit spart.
Die Stromversorgung der CL60 ist eine spannende Sache – denn aufgrund der Leistung wird die Leuchte ausschließlich per USB C Power Delivery versorgt.
Das bedeutet einerseits das wir das mitgelieferte 90w Netzteil in jeder Steckdose verwenden,- – anderseits aber auch zu mobilen Powerbanks greifen können und damit die Mobilität und Flexibilität erhöhen.
Wichtig: die Powerbank sollte mindestens 65W PD konstant ausgeben können, besser wäre ein Modell mit 80/100W Power Delivery. Ich hatte mittelmäßigen Erfolg mit einer Baseus 65w Powerbank – allerdings sollte man die Leuchte dann auf maximal 90% Leistung betreiben. Gleiches galt für eine transparente 100W Powerbank eines no-name Herstellers… auch diese konnte die Leistung leider nicht über einen längeren Zeitraum halten und schaltete komplett wegen Überhitzung ab.
Man sollte daher bedenken das die wenigsten Powerbanks tatsächlich konstant ihre angegebene Leistung abgeben können – viele schalten nach einer gewissen Zeit auf eine geringere Spannungsstufe oder gar entsprechend komplett ab.
Die relativ unscheinbare Imuto Go-1 (Test siehe hier) bildet hier wiederum eine positive Ausnahme und funktionierte tadellos.
Mit starken mobilen Powerstations geht da natürlich einiges mehr und eine Variante zur Montage von V Mount Akkus wird seperat angeboten, habe ich allerdings nicht testen können.
Wir haben hier noch eine Daranener 300W Powerstation und an der läuft die Lampe tadellos – obwohl der USB C Ausgang nur bis 60w deklariert ist. Besser und sicherer ist aber auch hier den AC Ausgang nebst Netzteil zu verwenden um die Leistung bei voller Power gewährleisten zu können.
Was kann die CL60? Nun: ziemlich hell machen! Für 60w kommt da mit dem Standardreflektor ordentlich Dampf raus um selbst im Außenbereich Personen im Nahbereich gut aufhellen zu können.
Die Leuchte wird dabei nur handwarm und auch der Lüfter schaltet im Smart Modus leicht und unaufdringlich dazu.. im Studio kann man es leicht säuselnd wahrnehmen – aber da ist ein Field Monitor/Recorder wie ein Ninja V allemal lauter. Zudem das Licht ja selten direkt neben Mikrofonen platziert wird.
Die Leistung lässt sich prozentweise einstellen von 0-100… In 10er Schritten wenn man das Rädchen etwas gedrückt hält oder in 25% Stufen wenn man den entsprechenden Knopf mehrfach betätigt.
Gleiches gilt für die Farbtemperatur – auch hier gibt es klickbare Presets genau wie eine manuelle Feinjustage per Drehpoti.
Wenn ich eines bemängeln würde – dann am ehesten diese beiden Drehräder. Sie erledigen ihren Job zwar prinzipiell gut – geben aber kein schönes Feedback und der Druckpunkt ist etwas schwammig. Das tut der Funktion zwar keinen Abbruch – wäre aber noch ausbaufähig.
Per WiFi kann die CL60 auch per Smartphones und einer entsprechenden App angebunden werden – bei mir wollte das aber nicht so ganz hinhauen und zugegebenermaßen benötige ich diese Funktion auch nicht. Warum es bei mir nicht klappt: keine Ahnung. Auch das resetten der Bluetooth Verbindung brachte bisher nicht den erwünschten Erfolg. Möglicherweise ein Bug oder Problem mit meinem Smartphone.
Noch ein Hinweis zu Lichtformern… Plant ihr das CL60 beispielsweise mit Softbox, Dish oder ähnlichen als Hauptlichtquelle zu nutzen – so solltet ihr den Lichtverlust bedenken! Je nach Lichtformer kommt hier zwar ultra schmeichelndes Licht am Protagonisten an – jedoch mit nur noch mit gefühlt der Hälfte bis einem Viertel an Lichtleistung… Im Studio mag das ausreichen – für kontrastreiche Situation vor einem Fenster oder im Außenbereich reicht die Leistung mit Lichtformer dann aber nicht mehr… Hier müsste man dann eher im Bereich >200/300w COB LED schauen oder Varianten mit noch höherer Leistung in Betracht ziehen.
Dennoch ist die kleine CL60 eine erschwingliche und unkomplizierte LED Leuchte um Hintergründe oder auch Protagonisten kurzerhand ins gute Licht zu rücken. Colbor hat auch leistungsstärkere Modelle zu entsprechend höheren Preisschildern im Angebot – wer hier also bevorzugt mit Softbox und Co unterwegs ist sollte vielleicht eher ein Blick auf die Modelle jenseits der 200W legen.