Bisher nutze ich zur mobilen Ton-Aufnahme an der Kamera oder auch autark ganz gern das kleine Rode Wireless Go II System, auch wenn die Usability nicht unbedingt die Beste ist und vieles erst über die Jahre per Software Updates verbessert wurde.
Doch neben Rode oder auch DJI gibt es noch einen weiteren spannenden Mitbewerber.
Hollyland hatte bereits mit dem Lark 150 vor einigen Jahren das Prinzip der kleinen Drahtlosmikrofone revolutioniert. Die Besonderheit: ein kompaktes Ladecase in welchem sowohl Sender als auch Empfänger geladen werden konnten. DJI „kopierte“ diese Art der Transportbox mit dem eigenen Wireless System später und auch Rode hat vor einiger Zeit ein solches Case für das Wireless Go II angekündigt.
Einen kleinen Nachteil hatte das bisherige Lark 150 aber im Gegensatz zum Rode Wireless Go II dann doch: Rode’s Wireless GO2 konnte bereits autarke Audioaufnahmen erstellen und im Gerät speichern – selbst wenn der Empfänger gar nicht in Benutzung ist. Zwar hatte Rode dahingehend auch einige Nachteile – etwa in der Form eine spezielle Rode Software installieren zu müssen um überhaupt auf diese Aufnahmen zugreifen zu können. Das klappte häufig nur bedingt oder sehr holperig. Besonders auf „fremden“ Systemen konnte man die Audio-Files nicht mal eben auf das System kopieren.
Das Lark 150 habe ich Euch bereits 2021 hier im Blog vorgestellt, wer sich da nochmal einlesen möchte kann dies gern tun -> Lark 150 Review
Nun bringt Hollyland jedoch den Nachfolger der Lark Reihe – konkret handelt es sich um das LARK MAX by Hollyland. Für diejenigen die „Hollyland“ nicht als Marke kennen: Hollyland ist bereits seit längerer Zeit im Bereich Drahtlos unterwegs. Neben Audio-Funk sind sie insbesondere auch für die drahtlose Videoübertragung bis zu 4K Auflösung ein etablierter Player. Die Funktionen und Stabilität der Systeme müssen sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken.
Doch kommen wir zurück zum LARK MAX – dem neuen Sprößling in Sachen Drahtlosfunkstrecke.
“Lark MAX” kommt in einem schicken schwarzen Karton – in diesem befindet sich ein sehr kompaktes und strapazierfähiges Case mit Gummi-Lippe am Reißverschluss. Ob diese Tasche wirklich wasserfest ist kann ich nicht abschließend sagen – es macht jedenfalls den Eindruck als könne sie zumindest einer gewissen Feuchtigkeit problemlos widerstehen.
Innerhalb dieser Tasche findet sich dann das schwarze Ladecase in dem sowohl beide Sender als auch der Zweikanalempfänger Platz finden.
Im oberen Fach der Tasche ist zudem ausreichend Stauraum für Zubehör wie unterschiedlichste Kabel oder auch die mitgelieferten Windschütze.
Auch separat erhältliche Lavaliermikrofone würden dort Ihren Platz finden.
Öffnet man das Ladecase – schalten sich sofort die darin enthaltenen Geräte ein (sofern ihr bereits die Schutzfolien der Kontate entfernt habt…) . Ihr erhaltet sofort einen hervorragenden Überblick zum Akku-Status aller Geräte auf einem hellen und übersichtlichen OLED Display.
Am Empfänger selbst befindet sich – im Gegensatz zum Rode System – ein großer mechanischer Drehschalter, der wie der Name sagt: gedrückt aber auch gedreht werden kann um bequem durchs Menü zu navigieren. Damit ist die Bedienung kinderleicht und praktisch selbsterklärend.
Ich finde es wirklich klasse das man vom Empfänger aus alle Statusinformationen der beiden Sender sehen kann und zusätzlich auch Einstellungen vom Empfänger aus vornehmen kann.
Ihr müsst also nicht an jedem Sender einzeln herumfummeln um z.b. die Sensibilität des Mikros oder die Ausgangslautstärke anzupassen. Auch eine Equalizer Funktion gibt es – damit kann man in Presets bestimmte Voreinstellungen wählen, etwa optimiert für Stimmen.
Funktionen wie die den Rec-Start der internen Aufnahme bei Entnahme der Sender aus dem Ladecase lässt sich genauso einstellen wie eine MUTE Funktion für jeden Sender individuell.
Die jeweiligen Sender wirken durchaus hochwertig und sind prima verarbeitet – da gibt es nichts auszusetzen und sie wirken auf jedenfall robuster als jene vom Rode Wireless GO II.
Per Befestigungs-Clip können die Sender am Kragen befestigt werden – alternativ auch über kleine Magnete unauffällig an anderen Stellen oder bei Verwendung externer Lavalier Mikrofone gänzlich verdeckt.
Auch bieten die Sender diverse Funktionstasten um einige Einstellungen dediziert vornehmen zu können – sofern man dies nicht bereits bequem über den Empfänger getan hat. So kann auch der Protagonist z.b. die MUTE-Funktion eigenständig aktivieren oder bei Bedarf den Sender ausschalten.
Hollyland hat noch ein sehr spannendes Feature verbaut welches ich so in der Form noch nicht gesehen respektive gehört habe. Das Lark Max hat eine Noise Cancelling Funktion an Board mit der sich „live“ Umgebungsgeräusche reduzieren lassen sollen.
Tatsächlich funktioniert dieses Feature relativ gut, etwa wenn ihr mit dem Sender an einer befahrenen Straße steht und der Fokus eher auf Eurer Stimme liegen soll. Im laufenden Betrieb könnt ihr entweder am Empfänger oder alternativ auch am Sender selbst per simplen Tastendruck die NC (Noise Cancelling) Funktion aktivieren. Die LED springt von blau auf grün um die aktivierte NC-Funktion zu signalisieren. Und tatsächlich: Die Stimme rückt in den Vordergrund und Geräusche aus dem Hintergrund werden dezent ausgeblendet – erstaunlich! Weiter anpassen lässt sich diese Funktion zwar leider nicht – dennoch ein wirklich cooles Feature – insbesondere wenn im Nachgang keine weitere Audiobearbeitung mehr erfolgen soll.
Achja: Apropos Audioausgang… Ihr könnt einstellen ob der Empfänger ein „Stereo“-Signal ausgeben soll – also Sender 1 auf links und Sender 2 auf rechts geroutet wird – was den Vorteil hat im Schnitt beide Spuren getrennt bearbeiten zu können. Da die Sender den Ton jedoch sowieso autark aufzeichnen können – habt ihr generell jederzeit das Backup (sofern die Aufnahme auf automatisch gesetzt ist) bzw. von Euch aktiviert wurde.
Die zweite Option ist eine Mono-Summierung – praktisch etwa für’s Live Streaming damit der Ton der beiden Sender nicht getrennt anliegt sondern als Summe an die Kamera übergeben wird. Und last but not least habt ihr die Möglichkeit eine Safety Track Option zu wählen.
Auf Kanal 1 wird entsprechend Eurer Settings aufgenommen – auf Kanal 2 (rechts) eine Spur mit verringertem Ausgangspegel um ggfs. aufkommende Lautheitsspitzen zu schützen.
Ihr könnt die beiden Sender aber auch gänzlich unabhängig vom Empfänger nutzen… Einfach aus dem Ladecase entnehmen und schon schalten sie sich ein (AUTO REC aktiviert). Beide Sender sind mit jeweils 8GB internem Speicher ausgestattet und ermöglichen so bis zu 14h autarke Aufnahme. Die verbleibende Restzeit wird Euch am Empfänger entsprechend angezeigt – auch das ist super hilfreich und einfach sehr nutzerfreundlich gestaltet.
Damit habt ihr quasi einen unabhängigen Audiorekorder in der Hand welchen ihr später per USB C an Euren Rechner stöpseln könnt um auf die 48khz 24Bit WAV Files Zugriff zu haben. Das funktioniert völlig unproblematisch ohne Treiber oder zusätzlichen Software-Zwang – Super! Und ja: Auch am Mac M1 Air mit Apple Silicon Chip klappt dies tadellos, so soll es sein.
Und noch ein schönes Feature ist an Board: Wird der Empfänger per USB-C an einen Rechner angeschlossen – kann das ganze System im Menü Eurer Audioanwendung/Schnittprogramm entsprechend als Mikrofon konfiguriert werden. Ich habe das ganze einmal in Reaper (DAW) getestet. Zu Beginn hatte ich nur ein summiertes Mono-Signal – mit etwas Konfiguration der MAC-Audio Einstellungen kann man jedoch auf beide Sender in Form von links und rechts zugreifen. Ihr habt also ein kleines Audio Interface mit zwei Drahtlosmikrofonen um etwaige Podcasts oder Livestreams zu kommentieren bzw. mit entsprechenden Settings in der DAW aufzunehmen.
Wem das wiederum zu kompliziert ist, der verwendet einfach die autarken kleinen Sender als Rekorder und nutzt dann im Anschluss die aufgezeichneten WAV Dateien, das funktioniert für die meisten Anwender vermutlich sogar einfacher. Dennoch: Es gibt viele Möglichkeiten und somit viele Optionen – klasse!
Doch wie klingen die Aufnahmen? Solide und gut – sowohl bei Aufzeichnung in der Kamera bei angeschlossenem Empfänger – aber insbesondere auch bei Verwendung der hochauflösenden 24bit 48khz WAV Dateien. Die Qualität liegt mindestens auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Die internen Mikrofone leisten hier bereits wirklich gute Arbeit und haben einen ordentlichen Klang. Wer möchte kann aber selbstverständlich zusätzlich noch externe Lavalier-Mikrofone per 3,5mm Klinke anschließen.
Die Reichweite zwischen Sender und Empfänger beträgt laut Hollyland bei freier Sicht bis zu 250m. Das ist allerdings wirklich nur unter idealen Bedingungen zu erreichen und wenn sich Sender und Empfänger tatsächlich „sehen“ – das Stichwort ist hier die so genannte Sichtline oder auch “Line of Sight”.
Hier nehmen sich Rode und Hollyland nicht allzu viel – im Freien und bei Einhaltung der Sichtlinie zwischen Sender und Empfänger kommt man auf solide Reichweiten, das Hollyland sehe ich hier eine Spur im Vorteil anhand meiner Tests.
Sobald sich aber der Sender z.b. verdeckt in der Hosentasche befindet kann es auch je nach Umgebung auch schon mal bei 50m oder weniger erste kleine Drop-Outs geben.
Andererseits funkt das LARK MAX bei mir selbst durch mehrere kleinere Wände im Innenraum (Gipswände) und hat eine relativ stabile Verbindung. Da Hollyland wie auch Rode und DJI im W-Lan Frequenzbereich funken – kann es unter Umständen auch zu Störungen kommen sofern man in einer Gegend mit extrem hoher WiFi-Dichte agiert. Die Reichweiten sinken dann unter Umständen entsprechend und sollten per Kopfhörer am Empfänger/der Kamera kontrolliert werden.
Im Idealfall habt ihr aber sowieso die Auto-Record Funktion der jeweiligen Sender aktiviert – so besteht selbst im Fall eines “Drop-Outs” keine Panik – da ihr problematische Stellen einfach mit dem sauberen Material aus dem jeweiligen Sender im Schnitt austauschen könnt. Daher meine Empfehlung: AUTO-REC immer auf “ON” zu schalten.
Was gibt es sonst noch? Achja – die Laufzeiten der Akkus dürften für die meisten Anwender auch vollkommen ausreichen… bis zu 7 Stunden gibt Hollyland für die beiden Sender an – und bis zu 9h für den Empfänger. Da ihr die kleinen Geräte aber jederzeit bei Pausen in die Ladebox legen könnt – erweitern sich die Laufzeiten entsprechend. Das Ladecase selbst kann das ganze Set 2-3 mal aufladen bevor es dann selbst wieder geladen werden sollte. Dank USB-C Eingang ist man hier nicht zwingend auf eine Steckdose angewiesen sondern kann auch “on the run” über eine Powerbank wieder für Saft sorgen.
In der Summe überzeugt das Hollyland Lark Max System auf ganzer Linie und wird hier das Rode Wireless GO II ablösen. Insbesondere die bessere Bedienbarkeit durch den großen Drehregler, das tolle Display sowie das mitgelieferte Ladecase machen das Paket extrem attraktiv. Auch die generelle Haptik ist im Vergleich zum Rode tatsächlich eine Spur wertiger – die Sender machen durch den Materialmix einen extrem robusten Eindruck und die Audioqualität der internen Mikrofone ist richtig gut.
Durch die NC Funktion setzt sich das Gerät zusätzlich von der Konkurrenz ab.
Die Möglichkeit praktisch alle Funktionen der Sender auch über den Empfänger anpassen zu können vereinfacht die Arbeit zudem ungemein und lässt kaum Wünsche offen.
Mankos? Vielleicht der etwas zu präsente Hollyland Schriftzug auf den beiden Sendern. Insbesondere bei der Nutzung ohne dediziertes Lavalier-Mikrofon ist dieser für meinen Geschmack etwas zu groß aufgedruckt… Verwendet man ein Lavalier-Mikrofon – fällt dies wiederum nicht ins Gewicht 🙂
Neben dem Doppel-Set (2 Sender und 1 Empfänger) für rund 320€ bietet Hollyland auch ein Solo-Set bestehend aus einem Sender und einem Empfänger für faire 213€ an – dann allerdings ohne die praktische Ladeschale. (Preise jeweils laut idealo.de – Stand 07.09.2023)
Von meiner Seite aus gibt es eine klare Kaufempfehlung für das System – man bekommt damit ein wirklich gut ausgestattetes Drahtlos-System mit toller Bedienbarkeit und guten Audiofähigkeiten an die Hand.
Ein Video in dem ich auf einige Funktionen des Sets eingehen werde folgt auch noch zeitnah – schaut also gern wieder hier im Blog oder auf dem entsprechenden Youtube Kanal von kiekste.tv vorbei
Alle technischen Daten und weiterte Infos zum Mikrofon-Set findet Ihr auch direkt bei Hollyland
2 thoughts on “Hollyland Lark Max – Zwei-Kanal Drahtlos-Audio mit Noise Cancelling !”