Multiroom? Vernetzte Lautsprecher? Bluetooth, WiFi? All das kann zu Beginn verwirrend wirken wenn man sich erstmals mit der Multiroom Thematik ausinandersetzt.
Prinzipiell ist es jedoch gar nicht so kompliziert. Im Vergleich zu Bluetooth Lautsprechern die eher eine klassische Punkt zu Punkt Verbindung aufbauen, agieren Multiroom Systeme über das Netzwerk/WLAN und können entsprechend mehrere Geräte miteinander verknüpfen und synchronisieren – auch raumübergreifend.
Sonos gilt hier seit Jahren vermutlich als führender Hersteller wenn es um Multiroom Audiogeräte geht. Daneben gibt es jedoch noch weitere Hersteller die vergleichbare Standards und Features integriert haben – darunter z.B. Hersteller wie Denon, Audio Pro, Teufel oder auch Google und Amazon die jeweils auf ihren eigenen Standards aufbauen um nur einige zu nennen.
Prinzipiell macht Sonos auf dem Papier und diversen Tests nach sehr viel richtig – wenn das Budget also zweitrangig sein sollte und die Audio-Qualität an vorderster Stelle steht bekommt man hier gewiss die größte Vielfalt an Geräten bei solider Leistung.
Allerdings gibt es, insbesondere für Android Nutzer einige kleinere Einschränkungen – die Hersteller wie z.b. Audio Pro adressieren. So bieten neben Google mittlerweile auch andere Hersteller “Chromecast built in” Funktionalität an. Damit stehen Android Nutzern vergleichbare Features wie Apple Nutzern mit AirPlay zur Verfügung. Es können herstellerübergreifend Geräte gruppiert und zusammengefasst werden. Damit ist man nicht allein auf einen Hersteller beschränkt – sondern kann Endgeräte unterschiedlicher Bauart zummenbringen was ich persönlich sehr praktisch finde.
Das skandinavische Unternehmen Audio Pro etwa ist eines der wenigen Hersteller die zudem wirklich viele Standards vereinen und damit eine enorm große Flexibilität ermöglichen. Preislich liegt das System je nach Lautsprechern im Bereich jeweils vergleichbarer Sonos Geräte – jedoch mit der in meinen Augen besseren Skalierbarkeit aufgrund der Systemoffenheit. Denn neben dem eigenen Audio Pro Multiroom System können zudem Airplay2 als auch Chromecast bedient werden – damit sind die Geräte praktisch in allen Konstellationen nutzbar, selbst wenn man später mal von Android auf Apple wechseln sollte oder umgekehrt.
Als Android Nutzer war ich entsprechend auf der Suche nach einem Multiroom System mit Chromecast Unterstützung.
Audio Pro’s A10 Mkii oder auch der akkubetriebene A15 Lautsprecher kamen daher schnell auf meine Wunschliste – allerdings erfordern diese auch ein entsprechendes Budget sofern man tatsächlich mehrere Räume mit Lautsprechern ausstatten möchte. So gesehen war das eigentlich eine Stufe über dem was uns preislich vorschwebte…
Eine Alternative könnte daher Googles eigenes Nest Audio System sein – die Preise der kleinsten Nest Mini Lautsprecher liegen bei 59€ – sind also extrem interessant. Nachteil: man ist auf das Google Ökosystem aka Google Home angewiesen, wovor manch ein Nutzer womöglich zurückschreckt. Aber auch hier gibt es Hoffnung: Matter (ein neuer Standard der direkt in Netzwerk mit den Geräten kommuniziert) scheint bereits perspektivisch von den Nest Geräten unterstützt zu werden. Damit würde man sich den Umweg über die Google Cloud Server sparen…
Entsprechend schwankte ich also zwischen den A10 MKII Lautsprechern von Audio Pro (Stückpreis ca 200€-250€) und den Google Nest Audio Speakern (Stückpreis ~100€).
Am Preisschild wird schon deutlich: möchte man mehrere Räume entsprechend mit Lautsprechern ausstatten, bietet klar Google den attraktiveren Einstieg. Neben den Nest Audio Lautsprechern gibt es zudem auch noch die kleineren bereits genannten Nest Minis (2.Gen) zu Straßenpreisen um 50€ pro Stück. Eine kostengünstige Erweiterung ist also genauso möglich wie später einen Audio Pro Lautsprecher ergänzend anzuschaffen um diesen dann in die “Google Cast” Multiroom Gruppe aufzunehmen. > Übrigens: Einen Sonos One oder Era 100 könnte man dort später nicht so einfach hinzufügen, da Sonos diese “Sprache” nicht spricht, genauso wenig wie Geräte von Amazon. Also vorher darauf achten und abwägen wohin die Reise gehen soll und welchen Standard man nutzen möchte.
Warum überhaupt Multiroom? Nun – ich höre gern Musik und unser Nachwuchs tanzt ebenfalls gern durch die Wohnung… Wenn die Musik im Kinderzimmer dudelt – ist man irgendwie auch auf diesen Raum begrenzt. Der Gedanke war also mehrere Lautsprecher zu kombinieren/gruppieren um die Musik raumübergreifend verbreiten zu können. Entsprechend muss hier nicht in allen Räumen tatsächlich volles HiFi Feeling rüberkommen – die Soundqualität hat entsprechend nicht die allerhöchste Priorität. Das Preis/Leistungsverhältnis sollte am Ende des Tages ebenso im Auge gehalten werden – mit der Option bei Bedarf aufrüsten zu können. Auch für eine kleine Party ist es natürlich elegant die Musik über mehrere Räume hinweg synchron wiedergeben zu können.
Durch ein Angebot einer großen Baumarkt-Kette landeten also kurzerhand zwei Nest Audio Lautsprecher von Google im Einkaufswagen, die uns als kleiner Einstieg in das Chromecast Multiroom System dienen sollten.
Ausgepackt und eingerichtet war das System relativ schnell – die Google Home App leitet den Anwender entsprechend durch den Prozess sodass man eigentlich nur noch das heimische WiFi Passwort ergänzend zur Hand haben sollte um die Speaker in das eigene Netzwerk einzubinden.
Die Nest Audio Lautsprecher haben auch den Google Assistent nebst mehreren Mikrofonen verbaut – die wir aber kurzerhand an beiden Geräten per Schiebeschalter deaktiviert haben um die Privatsphäre entsprechend zu gewährleisten. Ansonsten “lauschen” jene Geräte wie Amazon Echo, Sonos oder eben die Google Nester ständig um auf jeweilige Stichworte per Sprachbefehl reagieren zu können. Für viele Anwender sind jene Sprachassistenten ein Kaufargument dieser Systeme – für uns dagegen war es eher ein NoGo welches wir eigentlich nicht haben wollen. Auch an unseren Smartphones sind jene Assistenten deaktiviert.
Unter diesem Punkt wären eigentlich die Geräte von Audio Pro womöglich noch sinnvoller – da hier komplett auf integrierte Mikrofone verzichtet wird. Immerhin lassen sie sich bei den Google “Nestern” die Mikrofone entsprechend per Schiebeschalter auf der Rückseite deaktivieren (so hofft man zumindest…).
Wie klingen die “Nester” nun in der Praxis? Ganz passabel bis gut würde ich sagen. Zumindest wenn man die Lautstärke nicht bis auf das Maximum aufdreht. Bei sehr hohen Lautstärken wirkt der Sound etwas angestrengt und nicht mehr ganz so präzise. Im mittleren und unteren Lautstärkebereich aka Zimmerlautstärke ist die Soundqualität jedoch echt in Ordnung und der nächsten spontanen Party steht nichts im Wege.
Praktisch ist zudem die Möglichkeit zwei Nester zu einem Stereo Paar zu verknüpfen, da die Nester per se eigentlich nur monofone Lautsprecher sind.
Über die Home App können daher in einem “Raum” befindliche Lautsprecher gleicher Bauart zu einem Paar verheiratet werden. Dadurch wird aus zwei einzelnen Geräten bei Bedarf eine Stereo-Gruppe mit deutlich besserer Ortung der Stereobasis. Die Lautstärke beider Speaker wird dann synchron gesteuert und auch andere Apps wie Spotify können diese Gruppe direkt ansteuern – was in der Tat extrem praktisch ist.
An diesem Punkt möchte ich auch auf einen Aspekt eingehen über den ich bei der Recherche vor dem Kauf gestoßen bin. Demnach gab es einen Rechtsstreit zwischen Sonos und Google bezüglich der Verletzung elementarer Multiroom Audiotechnik Patente… Durch dieses Urteil musste Google einige Features zur Steuerung von Multiroom-Fearures in der Home-App reduzieren und eine entsprechend hohe Geldstrafe von $32.5 Millionen Dollar an Sonos zahlen.
Im Oktober 2023 wurde dieser Patentrechtsstreit jedoch durch ein Gericht in Kalifornien wieder aufgehoben – woraufhin Google in einer Meldung andeute die usprünglichen Multi-Room Funktionen wiederherzustellen. Ob alle Funktionen von “damals” wieder integriert wurden kann ich nicht abschließend beurteilen – da ich seinerzeit nicht von der Problematik betroffen gewesen bin.
Dieser Rechtstreit zeigt jedoch auch, das selbst Big Player wie Google nicht ganz vogelfrei sind immer die Gefahr besteht das Produkte entsprechend im Funktionsumfang per Software-Update verändert, im schlimmsten Fall gar beschränkt werden.
Kommen wir noch zu ein paar weiteren kleinen Mankos und Auffälligkeiten… denn was schade ist und leider nicht funktioniert: Den Ton von YouTube Videos auf den Nestern wiederzugeben – zumindest per Wifi ist dies aktuell nicht möglich.
Aktiviert man dagegen Bluetooth auf den Nestern (über die Google Home App) und koppelt das Smartphone, so kann man den Ton von z.B. der YouTube App entsprechend auf den Nestern hören. Allerdings ist dort ein leichter Versatz zu vernehmen sofern man das Video auf dem Handy weiterschauen möchte. Bei uns dient es eher um ausschließlich den Ton wiederzugeben – daher ist das kleine Delay für uns kein Dealbreaker. Trotzdem ist es unverständlich warum man nicht einfach über die Chromecast Funktion auch “nur Audio” übertragen kann – das würde die ganze Nummer vereinfachen und den Funktionsumfang des Systems deutlich erweitern.
Was zugegebenermaßen auch ein wenig nervt: Schaltet man den Sprachassistenten über den Schiebeschalter auf der Rückseite ab- so leuchten an der Front dauerhaft 4 orangene Punkte die zeigen sollen: Das Mikrofon, sprich der Sprachassistent ist deaktiviert.
Genau, das wollen in Hinblick auf die Privatsphäre-Einstellung ja auch erreichen. Muss einem dieses Verhalten der Speaker deswegen dauerhaft und permanent anzeigen? Insbesondere am Abend ist das eher störend. Abschalten lässt sich diese permanente LED Beleuchtung zum abgeschalteten Mikrofon in der Software jedenfalls nicht.
Wahrscheinlich möchte Google sogar das die Mikrofone dauerhaft aktiviert sind… Denn sobald man den Sprachassistenten wieder aktiviert, erlöschen alle LEDs und die Lautsprecher stehen deutlich unauffälliger im Regal. Aber damit werde ich mich wohl noch einmal dediziert auseinander setzen.
Für den Aktionspreis im Baumarkt sind die beiden Nester aber dem ersten Eindruck nach trotzdem durchaus passable Lautsprecher mit ordentlich arbeitender Multiroom-Funktionalität. Wer hier nicht mit den allerhöchsten audiophilen Ansprüchen an die Sache herangeht und eher das System als Vorteil betrachtet, macht in meinen Augen bzw. Ohren wenig falsch.
Wir werden das System jetzt eine Weile im Alltag ausprobieren – um es dann womöglich um weitere kleine (Mini)-Nester in den Nebenräumen zu erweitern. Die Flexibilität und spätere Skalierbarkeit eines solchen Multiroom Systems sind ja genau die Hauptgründe sich dafür zu entscheiden.
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