In den letzten Wochen habe ich mich ja ein wenig mit NAS Systemen und deren Anbindung in das Netzwerk beschäftigt.
Das macht alles durchaus Spaß und bringt auch effektiv Vorteile wenn man keine Daten mehr per Stick oder USB Platte verteilen muss sondern von mehreren Quellen drahtlos darauf zugreifen kann.
Und dennoch gab es da eine Sache die problematisch sein kann oder zumindest die Vorteile eines solchen Systems schmälern kann. Die Lautstärke!
Zugegeben: wer seine Netzwerktechnik nebst Router, WiFi und NAS im Keller oder entfernten Flur stehen hat kann diesen Beitrag wohl getrost überspringen.
In diesem Fall geht es um akustisch eher schwierige Situationen in denen sich die Anschlussdose für DSL an einer denkbar ungünstigen Stelle befindet oder man aus Gründen der Stromzufuhr kaum Alternativen hat. Auch in kleinen Wohnungen befinden sich jene Anschlüsse häufig in der Nähe des Bettes oder der Couch.
Das kann problematisch sein wenn geräuschempfindliche Personen im Haushalt leben. Lautstärke und Frequenzen werden häufig extrem differenziert wahrgenommen. So stört den einen eher hochfrequentes Spulenfiepen von Netzteilen und andere wiederum eher tieffrequentes Grummeln von Waschmaschinen oder eben Festplatten.
Und ja: HDD’s machen beim vollen Schreib/Lesezugriff ziemliches Ballett zumal in NAS Systeme häufig Speichermedien verbaut werden die weniger aufs Energiesparen sondern schnelle Zugriffszeiten hin optimiert sind. Und selbst im “Idle” rauschen die HDD’s in einem NAS sprichwörtlich hörbar vor sich hin wenn man genauer darauf achtet. Teilweise sind auch die Gehäuselüfter der NAS Systeme ein zusätzlicher Störenfried. Hier kann man mit besseren Austauschlüftern und etwas Bastelarbeit bereits Abhilfe schaffen.
Es bleibt dennoch das sonore Grummeln der Festplatten.
Wäre da nicht die preisliche Spreizung zwischen HDDs und SSDs würden heute womöglich viele Nutzer klar die SSD bevorzugen. Aber die Dinger kosten noch immer gut das 3-4fache auf den Preis pro Gigabyte gerechnet im Vergleich zu HDDs. Betreibt man ein NAS zudem im RAID Verbund wie RAID1 verdoppeln sich die Ausgaben zudem ohne effektiven Mehrwert (abgesehen von der Redundanz).
Was also tun? Mit der Lautstärke von HDDs leben? Auf zwei SSD’s wechseln?
Ich habe mich für eine Lösung irgendwo dazwischen entschieden und betone an dieser Stelle ganz klar:
Don’t do it – nicht nachmachen!
Wer diesen Weg beschreiten möchte sollte sich über möglichen Datenverlust im Klaren sein und über entsprechende Back-up Strategien verfügen! Und selbst dann gibt es andere Lösungen…
Mein Status quo war ein RAID 1 Verbund aus 2x 2TB gewürfelten Consumer HDDs – in der Summe also 2TB nutzbar.
Nun wollte ich einerseits weg von den lauten HDD’s, andererseits im gleichen Zuge den Speicherplatz erweitern und zusätzlich Optionen für eine spätere “Aufrüstbarkeit” lassen. Und jetzt kommt der springende Punkt: Das ganze am besten ohne das NAS am Ende jeweils neu aufsetzen zu müssen.
Der sauberste aber eben auch preislich heftigste Weg wären 2x 4TB SSDs gewesen um das RAID 1 vollständig zu ersetzen und das Volumen entsprechend vergrößern zu können. Wer das Kleingeld hat: Just do it – das ist sicher die beste Variante.
Aber ich sträubte mich diesen Weg zu gehen – auch weil das NAS hier eben nur ergänzend läuft und nicht der primäre und alleinige Zuspieler ist. Ein gewisses Ausfallrisiko kann ich durchaus eingehen da die Daten an mehreren Stellen vorab gesichert werden.
Leider kann man ein RAID 1 nicht einfach so auflösen – das ist in der Regel nicht vorgesehen oder erfordert zumindest etwas Ahnung von der Materie da hier unter Umständen auch Datenbanken angepasst werden müssen. Anders herum dagegen ist es einfacher – ein einzelnes Laufwerk kann man in der Regel später nach RAID 1 migrieren.
Daher stand ich kurz davor das NAS zurückzusetzen und neu als Einzellaufwerk mit der 4TB SSD in Betrieb zu nehmen um anschließend das Datenbackup von einer externen Platte einzuspielen. Nachteil: Einige Einstellungen und Apps sowie Freigaben gehen dabei i.d.R. verloren und es erfordert wieder etwas Fummelarbeit bestehende Verhältnisse zu schaffen. Kann man natürlich so machen. Wenn sich dann jedoch in einigen Jahren die Anforderungen wieder verändern ist es schwierig die vorhandene SSD durch eine größere zu ersetzen ohne erneut alles zurücksetzen zu müssen.
Ich entschied mich also im RAID 1 Verbund zu bleiben – allerdings bewusst mit nur einem Laufwerk.
Warum sollte man das tun und wie funktioniert es ganz praktisch?
Nun – das System wie es ist bleibt vorhanden inkl. aller Apps, Settings, Thumbnails usw… denn das RAID bleibt auch mit einem Laufwerk vollständig lauffähig. Aber: Ihr verliert jegliche Vorteile der Redundanz und beim Ausfall des einen Laufwerks sind alle Daten futsch!
Wie bin ich vorgegangen? Im Menü des NAS geht ihr zur Laufwerksverwaltung und signalisiert dem RAID Verbund das Ihr die Laufwerke einzeln austauschen wollt. Jetzt konnte ich in meinem Fall eine der bestehenden beiden alten 2TB HDD’s entnommen werden. Habt ihr die “Signaltöne” aktiviert meldet sich das Qnap in Kürze mit einem Piepen und der Fehlermeldung das ihr nun ein herabgesetztes RAID 1 am laufen habt. Dank “Redundanz” ist dies im laufenden Betrieb aber soweit kein Problem.
Anschließend kommt die neue größere 4TB SATA SSD in den freien Slot und das NAS sollte idealerweise eigenständig ein Rebuild beginnen – also versuchen die vorhandene 2TB HDD auf die “neue” 4TB SSD zu spiegeln. Dieser Vorgang kann mehrere Stunden bis zu mehreren Tagen dauern. In der Zeit ist das NAS weiterhin ansprechbar aber ihr solltet möglichst keine unnötigen Zugriffe und Anwendungen laufen lassen um den Prozess nicht zu bremsen. Bei mir war das ganze in etwa 5h abgeschlossen.
Das RAID 1 bestand nun also aus der 4TB SSD und einer alten 2TB HDD – da sich die Gesamtgröße immer nach der kleinsten “Platte” richtet – blieben effektiv weiterhin 2TB.
Nun konnte ich also auch die zweite HDD (wie oben ausgeführt) entnehmen – erneut meldet das NAS ein “herabgestuftes” und nicht vollständiges RAID 1, genau so wie ihr es wollt.
Bleibt das Problem der fehlenden Speicherzuweisung – denn die verbleibende SSD fasst ja eigentlich 4 TB – wird aber bisher nur mit 2TB adressiert. Leider ist es im Speichermanager von QNAP nicht ohne weiteres möglich ein unvollständiges RAID zu erweitern. Das System muss “READY” sein – was in dem Fall bedeutet das zwei Laufwerke im System laufen müssen. Das ist natürlich schade aber war zu erwarten gewesen – ihr müsst also noch einen weiteren Zwischenschritt gehen und benötigt dafür übergangsweise mindestens ein weiteres, mindestens 4TB großes Laufwerk.
Hierbei kann es sich aber auch um eine günstige HDD handeln die das RAID 1 kurzfristig wieder vervollständigt. Es beginnt also ein erneuter Rebuild der mehrere Stunden dauert.
Erst jetzt ist es möglich die Kapazitätserweiterung auf 4TB zu vollführen… auch dieser Vorgang benötigt unter Umständen mehrere Stunden.
Wenn alles geklappt hat solltet ihr nun also ein RAID 1 mit etwa 3,6TB Kapazität haben und könnt die “Übergangs-HDD” wieder sicher entfernen.
Was bleibt ist erneut ein herabgestuftes RAID 1 betsehend aus der 4TB SSD so wie ursprünglich geplant – mit allen Settings, Apps und Freigaben ohne Konfigurationsaufwand.
Wenn Euer Budget steigt oder der Sicherheitsgedanke doch überwiegt baut Ihr eines Tages einfach eine weitere 4TB SSD ein und vervollständigt damit Euer RAID 1 wieder.
Oder ihr führt den oben genannten Weg in einigen Jahren mit einer größeren SSD und einem “Übergangsdatenträger” erneut durch. Das ist zumindest halbwegs finanzierbar mit den entsprechenden Gefahren. Daher: Immer Backups fahren – regelmäßig! Denn auch ein RAID bietet kein Schutz vor Datenverlust.
Ich möchte hiermit niemanden ermutigen ein NAS in der von mir beschriebenen Form zu verwenden – sondern allein einen Weg aufzeigen wie mit begrenztem Budget ein dennoch flüsterloses System an den Start gebracht werden kann. Denn das war meine eigentliche Ausgangssituation.
Wer kein Problem mit Festplattengeräuschen hat oder wenn Euer NAS gar im Keller/Nebenraum steht könnt ihr selbstverständlich einfach HDD’s in RAID Verbunden fahren- das ist bewährt und finanziell immer die bessere Wahl! Denn auch in Hinblick auf die Geschwindigkeit bringen Euch SSD’s in 1GbE Netzwerken keinen eklatanten Vorteil.
Aber in akustisch schwierigen Situationen macht die Wahl von SSDs den entscheidenden Unterschied. Da der Prozessor des TS-230 bereits sehr leise ist und auch der Lüfter kaum zu hören ist erhaltet hier sprichwörtlich ein Flüster-NAS. Verbaut in einer kleinen Kommode oder dergleichen ist das ganze nicht mehr zu verorten – und auch der Stromverbrauch sowie die Hitzeentwicklung bleiben auf einem deutlich geringeren Niveau was wiederum der Haltbarkeit zu Gute kommen dürfte.
In der Summe ist der Prozess sicher etwas aufwändiger und erfordert vor allen Dingen Zeit aufgrund der mehrfachen Rebuilds und Kapazitätserweiterung: Aber das Ergebnis überzeugt wenn da Budget begrenzt ist und die akustischen Rahmenbedingungen nicht durch bauliche Maßnahmen optimiert werden können.
Ansonsten kann ich nur erneut darauf hinweisen: Nicht nachmachen – verwendet einen RAID Verbund am besten so wie er gedacht ist und nicht auf halber Flamme!