Ein 24-70er oder vergleichbares findet sich vermutlich im Gepäck eins jeden zweiten Fotografen – und das aus gutem Grund. Gute Abbildungsqualität in einem Brennweitenbereich der sehr beliebt ist bei guter Offenblendleistung.
Doch was – wenn ein Hersteller zwei Objektive im Portfilio hat, die äußerlich kaum zu unterscheiden – aber sich grundsätzlich vom Aufbau her unterscheiden?
Manchmal liegt der Teufel ja im Detail… und dank hoher Empfindlichkeiten moderner Kameras sind extrem lichtempfindliche Objektive nicht mehr in jeder Situation zwingend nötig.
Aber der Reihe nach…
Tamron bietet mit dem 28-75er f/2.8 seit einigen Jahren ein sehr gutes “Standardzoom” für den Sony E Mount an…. und stellte Mitte 2020 ein Objektiv mit einem Brennweitenbereich von 28-200mm vor – welches ebenfalls mit einer Offenblende von f/2.8 aufwartet – allerdings wirklich nur im Weitwinkel. Dennoch respektabel und einzigartig in der Form. Konkret schließt die Blende am langen Ende auf f/5.6.
Laut the-digital-picture.com stellen sich die genauen Blendenwerte wie folgt über den Brennweitenbereich hin dar:
28-30mm = f/2.8
31-42mm = f/3.2
43-53mm = f/3.5
54-77mm = f/4.0
78-112mm = f/4.5
113-146mm = f/5.0
147-200mm = f/5.6
Damit fällt die Blende bis etwa 70mm verhältnismäßig moderat – danach aber dann deutlich.
Was bedeutet das? Nun – einerseits bekommt Eure Kamera weniger Licht auf den Sensor was je nach Kameramodell in einer spürbar reduzierten Autofokusleistung resultieren kann und zum anderen ist das Objektiv in keiner Weise stabilisiert. Dafür muss allein die Kamera, in diesem Fall ein Sony Modell fungieren. Habt ihr eine ältere Kamera ohne Stabi kann das durchaus problematisch sein und sollte bedacht werden.
Sony selbst hat ein 24-240mm f/3.5 – 6.3 im Portfolio – das optisch aber definitiv eine Liga darunter angesiedelt ist aber dank Stabi (OSS) und etwas mehr Weitwinkel für den ein oder anderen dennoch interessant sein könnte.
Ich bin persönlich einige Jahre sehr zufrieden mit dem 28-75er unterwegs gewesen – einerseits weil die Alternativen seinerzeit geringer ausfielen und ich nie ein Fan solcher “Superzooms” gewesen bin.
Andererseits ist der Zugriff auf einen breiteren Anwendungsbereich durchaus spannend und erhöht die Flexibilität im Alltag wenn man nicht ständig Objektive wechseln muss. Für Portraits kann man dann zu einer dedizierten lichtstarken Fesbrennweite im bevorzugten Bereich greifen – oder alternativ das Superzoom in den Bereich zwischen 80-200mm je nach Geschmack bewegen um eine entsprechende Freistellung zu erhalten.
Problematisch wird es tatsächlich wenn das Licht nachlässt und die Empfindlichkeit der Kamera nach oben geschraubt werden muss. Da dieses verändern der Empfindlichkeit eigentlich (fast) immer auch das Rauschen erhöht – zeigt sich warum entsprechende 70-200er Objektive weiterhin wichtig sein können. Insbesondere im Sport-Bereich bzw. wenn sich Menschen oder Objekte vor der Kamera bewegen oder ein Stativ keine Lösung ist.
Und ein kleines Manko ist in meinen Augen die Art und Weise wie Tamron die manuelle Fokussierung gelöst hat. Diese ist leider nicht linear sondern geschwindigkeitsabhängig. Wer damit manuell arbeitet wird damit wenig Freude haben und ich wünschte mir das Tamron dahingehend künftig etwas ändert. Lineare, reproduzierbare Fokus-Throws sind möglich, Sony zeigt es mit den eigenen Objektiven ziemlich gut. In dem Punkt muss Tamron nachsitzen.
Schön und praktisch ist dagegen das Beibehalten des Filterdurchmessers von 67mm bei den bisher veröffentlichten Tamron-Zoom-Objektiven. Das dürfte sich perspektivisch ändern – besonders bei längeren und größeren Zooms wird man diesen Frontdurchmesser nicht halten können…
Ich vollziehe aktuell den Wechsek vom lichtstarken 28-75er zum eher behäben 28-200er “Superzoom” und lasse mich auf die entsprechenden “Nachteile” ein… ob das gut gehen wird? Die Zeit wird es zeigen…