Kürzlich wurde ich wieder einmal gefragt: “Sag mal, in welcher Einstellung fotografierst Du eigentlich immer” ? Gemeint war diese Frage in Bezug auf das Moduswahlrad auf der Oberseite vieler Kameras wo man i.d.R. zwischen : P (Programmautomatik), A (Blendenvorwahl), S (Zeitvorwahl) oder M (Manuell) wählen kann.
Nun: Eine ganz klare Antwort kann ich dazu gar nicht geben, da ich hier tatsächlich situationsabhängig abwäge und entscheide. Was ich jedoch sagen kann: Die Programmautomatik (P) nutze ich tatsächlich gar nicht – außer vielleicht am Handy wo man ja eh wenig erkennt und alles etwas fummeliger ist.
Was hat es überhaupt mit dieser PASM Sache auf sich?
Nun – P ist quasi die Vollautomatik. Die Kamera wägt also je nach Lichtbedingungen eigenständig ab wie sie ein Foto macht. Je nach “Intelligenz” klappt das mal besser, mal schlechter. Meine Erfahrung ist dahingehend eher weniger gut. Ihr gebt jeglichen kreativen Input aus der Hand. Andererseits könnt ihr Euch anschließend voll und ganz auf das Motiv konzentrieren. Für Beginner daher sicher eine Option.
Andererseits: Wer bewusst fotografiert, hat in der Regel vor dem Klick auf den Auslöser ein ungefähres Bild vor Augen wie das Ergebnis aussehen soll… Ihr macht Portraits und der Hintergrund ist unruhig? Dann versucht man diesen in der Regel durch eine geöffnete Blende verschwimmen zu lassen.
Ihr wollt dagegen eine Straßenflucht mit möglichst vielen Details einfangen? Dann schließt Ihr die Blende ein wenig um mehr Details auf den Sensor zu bannen.
Ihr wollt spielende Kinder ablichten? Dann benötigt Ihr eine kurze Verschlusszeit um die Bewegungen entsprechend einzufangen – ansonsten erhaltet Ihr unscharfe Aufnahmen.
Ist es dagegen düster aber ihr habt keine Bewegung im Bild – kann die Belichtung auch deutlich länger sein.
Wie man sehen kann gibt es unzählige Szenarien die es abzudecken gilt und die ein Automat aka P Modus nicht immer richtig erkennt. Eher würde ich da noch entsprechende Szenen-Modi bevorzugen sofern Eure Kamera sowas an Board hat. Also etwa ein Sportmodus der generell die Priorität auf kurze Verschlusszeiten legt für Motive mit Bewegung.
Habt Ihr dagegen schon etwas Erfahrung in Hinblick auf die Belichtungsparameter nebst Blende und Verschluss, könnt Ihr Euch in eine der beiden Halbautomatiken vorwagen.
In vielen Situationen nutze ich tatsächlich gern den A Modus – also jenen Modi, in dem Ihr kreativ die Blende vorgebt… um obige Beispiele aufzugreifen: Portraits z.b. eher mit geöffneter Blende. Die Kamera wählt dann eine dazu passende Verschlusszeit. Solang keine allzu großen Bewegungen im Bild feszustellen sind kommt man damit sehr gut hin.
Auch für Events und Veranstaltungen habe ich hier gern selbst den Einfluss auf die Blende – möchte aber nicht ständig die Belichtungszeit anpassen. Für leichte Korrekturen nach oben oder unten kann man an vielen Kameras eine entsprechende Belichtungskorrektur in 0.3er Stufen vornehmen – sodass ihr etwa im Gegenlicht keine zu dunklen Ergebnisse erzielt und kurzfristig gegensteuert.
Konträr dazu steht der S Modus Eurer Kamera: Immer dann, wenn Bewegungen und das “Einfrieren” von Motiven gewünscht ist wie bei spielenden Kindern, Sport oder ähnlichen Ereignissen – kann es Sinn machen die Verschlusszeit zu priorisieren. Eine 1/250s etwa ist ein guter Ausgangspunkt für spielende Kinder – damit bekommt man bereits vieles ausreichend scharf abgebildet. Bei schnellen Tieren oder auch Sport wird man eher in den Bereich von 1/1000s gehen um wirklich jeden Moment knackscharf einzufangen. Die Kamera wird entsprechend versuchen die Blende und Empfindlichkeit bei Auto ISO) dahingehend zu optimieren.
Wie immer gilt jedoch sowohl in A als auch S – das ganze funktioniert nur solang entsprechend Licht vorhanden ist und alle Variablen erfüllbar sind. In einer düsteren Drittliga-Basketball-Halle werdet ihr vermutlich kaum ultra kurze Verschlusszeiten vorwählen können da die Blende nicht unendlich weit geöffnet werden kann und auch der Iso-Bereich nach oben seine Grenzen des erträglichen hat.
UND: Ihr seid natürlich immer frei auch bei Sport bspw. bewusst andere Bilder einfzufangen – sei es mit einem Nachziefeffekt oder entsprechenden Stills bei Offenblende. Es gibt keine Regeln!
Zuletzt bleibt noch die Erwähnung des M-Modus auf dem Wahlrad:
Dieser ist immer dann sinnvoll, wenn Ihr genau wisst wo die Reise hingehen soll oder wenn ihr konstante Ergebnisse benötigt. Auch für die Blitzfotografie ist dieser Modus hilfreich um eine gewisse Konsistenz zu erhalten. Denn varriert die Kamera ständig Belichtungsparameter, müsste der Blitz diese Bewegung entsprechend nach oben oder unten mitmachen. Das klappt per TTL messung zwar häugig recht ordentlich – wirklich empfehlen würde ich aber in diesem Fall den M Modus.
Ein Tipp: Wenn Ihr bspw. Portraits in verhältnismäßig gleichbleibenden Lichtbedingungen fotografiert, Euch aber zu Beginn nicht sicher seid welche Parameter Sinn machen – wählt einfach mal den A Modus, öffnet die Blende z.b. auf f/2.8 oder auch f/1.8 wenn Eurer Objektiv dies ermöglicht und macht ein Foto. Jetzt schaut Ihr Euch auf dem Display das Foto an – und wenn es euch gefällt werft Ihr einen Blick auf die Aufnahmeeinstellungen. Diese merkt Ihr Euch einfach und wechselt in den manuellen M Modus wo ihr sie entsprechend einstellt. Voila: Ihr habt nun eine gute Ausgangsbasis und könnt in Nuancen nachsteuern… anschließend könnt ihr Euch auf’s Motiv konzentrieren und Euch über sehr konsistente Ergebnisse freuen. Hinweis: Wenn Ihr ein Zoom-Objektiv mit variabler Blende nutzt – wird dieser Workflow nicht hinhauen, da sich die Bedingungen beim zoomen verändern.
Am Ende des Tages bleibt es aber natürlich Euch zu überlassen welchen Modi Ihr in welcher Situation nutzen wollt. Insbesondere durch die ISO-Automatiken moderner Kameras hat man häufig etwas mehr Spielraum um entsprechend passende Belichtungen durch den Automaten zu finden. Aber es kann eben auch Spaß machen bewusst einen Modi zu wählen um etwa die Blende als kreatives Stilmittel vorzugeben oder auch den Verschluss. Lasst Euch jedoch keinen Modi aufzwängen nur weil andere Euch belächeln… selbst Profis nutzen hin und wieder gern die Halbautomatiken.