Leica M EV1 – Der elektronische Umbruch im M-System

Mit der neuen Leica M EV1 vollzieht Leica eine historische Zäsur. Zum ersten Mal in der über 70-jährigen Geschichte der M-Serie besitzt eine M-Kamera einen integrierten elektronischen Sucher (EVF). Das neue Modell, das am 23. Oktober 2025 vorgestellt wurde, positioniert sich als Brückenschlag zwischen der traditionellen Messsucherphilosophie und moderner Digitaltechnik.

Technische Details und Ausstattung

Die M EV1 basiert technisch auf der Leica M11 und nutzt den 60 MP BSI-CMOS-Vollformatsensor mit Triple-Resolution-Technologie, bekannt für seine exzellente Detailauflösung, geringe Rauschwerte und den hohen Dynamikumfang. Der Sensor erlaubt Aufnahmen mit 60, 36 oder 18 Megapixeln – wahlweise in DNG oder JPEG.

  • Sucher: 5,76 Mio. Punkte EVF mit Echtzeit-Vorschau – es gibt tatsächlich keinen klassischer Messsucher mehr!
  • Prozessor: Maestro III
  • Speicherung: 64 GB interner Speicher + SD-Slot
  • Fokus-Assistenten: Fokus-Peaking, zweistufiger Fokus-Zoom, digitaler 1,3× / 1,8× Zoom
  • Konnektivität: Bluetooth, WLAN, Leica FOTOS App
  • Features: Content Credentials für fälschungssichere Bildnachweise
  • Preis: 7.950 Euro (UVP)

Die neue Rautenstruktur der Belederung und das minimalistische Frontdesign ohne klassischen Messsucherrand betonen den Wandel im Erscheinungsbild.

Bedeutung für das Leica-Portfolio

Mit der M EV1 ergänzt Leica das Portfolio um eine dritte Linie im M-System: Neben analogen und digitalen Messsucherkameras etabliert man eine rein elektronische Variante. Das erleichtert den Einstieg für Fotografen, die bislang mit optischem Messsucher fremdelten, bietet jedoch weiterhin die manuelle Fokuserfahrung und Haptik der M-Serie.

Dieser Ansatz öffnet das System zugleich für präzise Weitwinkel-, Tele- und Noctilux-Aufnahmen, bei denen die Parallax-Probleme klassischer Sucher bislang hinderlich waren.

Vergleich: Leica M EV1 vs. Sony A7R V

MerkmalLeica M EV1Sony A7R V
Sensor60 MP BSI CMOS (Triple Resolution) 61 MP BSI CMOS mit KI‑Autofokus
Sucher5,76 MP EVF (0,76× Vergrößerung) 9,44 MP EVF (0,9× Vergrößerung)
Autofokusausschließlich manuell (Fokus‑Peaking u. Zoom) Hybrid‑AF (759 Punkte + KI‑Tracking) + MF
Videonicht unterstützt 8K 30 fps / 4K 60 fps
GehäuseMessing-Gehäuse, Made in Germany (820 g) Magnesium-Gehäuse, Japan (723 g)
Preis 7.950 € (UVP)  4.199 € (UVP, Straßenpreis ≈ 3.600 €)

​​Während die Sony A7R V als technisches Allround-Werkzeug gilt – mit KI-Autofokus, enormer Videoschnittstelle und hoher Displayauflösung –, richtet sich die Leica M EV1 klar an Puristen. Ihr Konzept kombiniert mechanische Präzision und entschleunigtes Arbeiten mit der Präzision eines modernen Sensors.

Fazit

Die Leica M EV1 markiert den mutigsten Schritt der Marke seit Einführung der digitalen M8 im Jahr 2006. Sie soll kein Ersatz für die traditionelle M darstellen, sondern eine zeitgemäße Interpretation für Fotografen, die den Leica‑Look lieben, aber vom elektronischen Sucher profitieren wollen.

Im direkten Vergleich mit Kameras wie der Sony A7R V bietet sie weniger Komfort, dafür mehr handwerkliche Kontrolle, emotionales Erlebnis und die sprichwörtliche Leica-Haptik. Für Puristen mit Anspruch auf maximale Bildqualität und deutsche Fertigung ist die M EV1 eine faszinierende, wenn auch kostspielige Neuinterpretation der Leica‑Philosophie.

Parallel zur M EV1 wird auch über eine Q3 Monochrom mit überarbeiteter Schwarzweiß‑Version des bekannten 60‑MP‑Sensors berichtet, die Mitte Oktober 2025 erschienen ist.

Wie steht ihr zur “neuen” Leica? Eine Nischenkamera für Puristen oder eine interessante Weiterentwicklung des M Systems?

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