Wenn man in die Fototaschen professioneller Fotografen schaut, so entdeckt man dort häufig die so genannte “Holy Trinity” an Objektiven – bestehend aus einem Weitwinkel-Zoom (z.B. 16-35mm), einem Normal-Zoom (im Bereich um 24-70mm) sowie ein Tele-Zoom (z.B. 70-200mm).
Tamron hat seit längerer Zeit ein Objektiv im Portfolio, das irgendwie nicht so ganz ins Schema passen mag und die Grenze zwischen WW,-und Standard-Zoom aushebelt – zumindest auf dem Papier.
17-50mm f/4 – für Kleinbild wohlgemerkt. Optisch ein Kompromiss – keine Frage, denn anders ist eine solche Brennweitenspreizung sonst kaum in kompakter Bauart zu realisieren.
Sony hat in Form eines 20-70mm f/4 G gekontert und entsprechend das eher als klassisch geltende Standardzoom etwas nach unten hin erweitert. Damit ist es vermutlich der engste Konkurrent – aber dann doch eben auch irgendwie anders und preislich etwas höher angesiedelt.
Gleiches gilt für das sehr kompakte Sony 16-35 f/4 PZ (Power Zoom) – ein optisch wirklich gut konstruiertes Objektiv das wenig Schwächen aufweist – aber aufgrund der Servo-Zoom Konstruktion nicht nur Vorteile im Alltag mitbringt und insbesondere einigen Fotografen bitter aufstößt.
Doch welches ist nun das “Richtige” für Eure Fototasche? Zuerst einmal sollte man abwägen ob man mit einer Blende 4 als Anfangsblende leben kann oder doch eher in Richtung der f/2.8er Zooms gehen möchte. Kann man sich mit einer f/4 “arrangieren” ? Möchte man eher ein Immerdrauf oder stört euch der Obejktivwechsel womöglich gar nicht?
Sind lineare, manuelle Fokuswege von Relevanz oder präferiert ihr lieber eine servogesteuerte Zoom Funktion etwa für Videoaufnahmen?
All diese Dinge sollte man entsprechend berücksichtigen und gezielt abwägen.
Last but not least: Abbildungsqualität… Hier spielen die Ultra-Weitwinkel von Sony,- aber auch die “kleineren” 16-28er (Sigma) oder das 17-28er (Tamron) auf einem sehr hohen Level.
Das 17-50mm f/4 fällt in diesem Aspekt tatsächlich ein wenig ab – sowohl in Hinblick der Randabschattung (Vignette) sowie der generellen Schärfe und Abbildungsleistung zum Rand hin. Hier zeigt sich die kompromissbehaftete optische Rechnung des Tamrons. Dennoch sollte man den Vorteil der Flexibilität auf der anderen Seite nicht gänzlich außer Acht lassen.
Und durch den integrierten USB-Anschluss erweitert Tamron zudem auch die Funktionalität und Zugänglichkeit im Alltag. So lassen sich beispielsweise die Drehwinkel des Fokusringes in mehreren Stufen anpassen als auch eine generelle Linearität des Fokusweges vorgeben – ein Punkt der selbst bei den teuersten GM Objektiven von Sony leider nicht einstellbar ist und ein wiederholbares, gezielt manuelles Fokussieren fast unmöglich macht. Insbesondere wenn man auch im Videobereich unterwegs ist und nicht ausschließlich auf den AF setzt – kann das Tamron hier punkten. Und: Es ist nahezu parfokal – ebenfalls ein für Videografen nicht zu unterschätzender Vorteil. In diesen Punkten muss das Sony 16-35 f/4 PZ dann tatsächlich passen.
Natürlich dürfte auch das Budget eine nicht ganz unwichtige Rolle bei der Entscheidung spielen – insbesondere beim Blick auf das 16-35mm f/4 PZ von Sony im Vergleich zum Tamron. Letzteres bekommt man je nach Angebot beinahe für die Hälfte des Neupreises des Sony Gegenparts.
Persönlich haben auch wir immer wieder vor der Entscheidung gestanden und das 16-35 f/4 PZ als optischen Gewinner gesehen – dennoch kann das Tamron in anderen Belangen überzeugen und somit womöglich sogar das sinnvollere Glas in der Fototasche darstellen. Paart man das 17-50 f/4 etwa noch mit einem 50-400er (ebenfalls von Tamron) – so kann man mit zwei Objektiven einen enormen Brennweitenbereich abdecken. Abstriche in Hinblick auf Lichtstärke gilt entsprechend in Kauf zu nehmen. Alternativ nimmt man noch eine kleine, lichtstarke Festbrennweite ergänzend mit… denn dort wo eine f/4 nicht ausreicht – ist auch Blende f/2.8 oft noch nicht der gewünschte Effekt.
Gibt es einen klaren Gewinner wenn man das 16-35er f/4 PZ sowie das Tamron 17-50er f/4 VXD betrachtet? In unseren Augen ist dies in erster Linie eine Frage der Perspektive – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn den Mehrwert des erweiterten Brennweitenbereiches erkauft sich das Tamron mit etwas geringerer Abbildungsleistung die besonders bei Vergrößerungen respektive Ausschnitten an Kameras mit hoher Auflösung ins Gewicht fallen kann. Auch die Verzeichnung im Weitwinkel fällt im unbearbeiteten RAW Bild deutlicher aus – aber auch das 16-35er f/4 PZ ist hier ohne Korrektur kein Musterschüler!
Dafür punktet das Tamron unserer Meinung nach mit der Möglichkeit das Objektiv per Software/App besser an die eigenen Bedürfnisse anpassen zu lassen und erspart in der ein oder anderen Situation womöglich den Wechsel des Objektivs aufgrund des flexibleren Brennweitenbereichs.
Keine leichte Entscheidung also…. welches würdet ihr wählen?