Vor einigen Jahren noch als Sony’s spiegelloses Kleinbildsystem in den Kinderschuhen steckte waren so genannte “Standardzooms” im Bereich 24-70mm noch dünn gesät.
Und auch qualitativ musste man da durchaus Abstriche machen. Wer etwa das Sony/Zeiss 24-70 f4 mal an der Kamera hatte wird feststellen das dieses Glas hochauflösende, moderne Alpha Kameras nur bedingt bedienen kann und auch die Lichtstärke mit der einhergehenden f/4 nicht allzu gut ausfällt.
Das “Profi Pendent” in Form des Sony 24-70 2.8 GM brachte dann qualitativ die Wendung – allerdings rangierte es auch direkt preislich im oberen Bereich.
Viel mehr Auswahl gab es lange nicht – bis Tamron dann 2018 mit dem 28-75er f/2.8 das Parkett betrat und den Markt durchaus aufwirbelte. Das Teil ist lichtstark, kompakt und leicht und bildet auch an Pixelboliden wie der A7R-Reihe absolut solide ab. Damit rangierte das 24-70 Sony/Zeiss praktisch auf’s Abstellgleis und ist heute für kleines Geld zu bekommen. Für Einsteiger also eine mögliche Alternative – empfehlen würde ich es jedoch nicht und stattdessen jederzeit das Tamron empfehlen – auch wenn es “untenrum” nicht ganz so weitwinkelig ist.
Anfang 2020 schaffte es dann ein weiterer Kompetitor in die Läden, teils mit deutlicher Verzögerung aber sehr positiven Kritiken: Das Sigma 24-70mm f/2.8 ART. Dies galt als direkter Angriff auf das 24-70 GM – es bietet den vergleichbaren Brennweitenbereich inkl WW und bildet über den gesamten Bereich sehr solide ab und spielt definitiv auf Augenhöhe mit dem 24-70 2.8 GM von Sony – mit dem Vorteil des etwas angenehmeren Preisschildes. Es rangiert zwar immer noch im niedrigen 4 stelligen Bereich – aber verglichen mit dem GM ist es durchaus eine Überlegung Wert.
Sigma hatte sich mit dem Glas also wirklich gut aufgestellt – umso mehr verwunderten mich Anfang 2021 Gerüchte die auf ein weiteres “Standardzoom” hindeuteten… viel eher erwartete ich ein 70-200 von Sigma.
Doch tatsächlich wurde die Community eines Besseren belehrt und Sigma überraschte mit einem leichten und kompakten 28-70mm f/2.8 DG DN der Contemporary Reihe – also etwas unterhalb der ART Serie angesiedelt.
Das Objektiv ist nochmals kleiner und leichter als das bereits kompakte Tamron 28-75er – Sigma selbst bezeichnet es als das “kleinste und leichteste” Objektiv seiner Klasse.
Um diese Maße zu erreichen hat man untenrum ebenfalls 4mm weggelassen und begrenzt es auch am langen Ende auf 70mm… Der Fokusring befindet sich vorn am Objektiv, der Zoomring ist kameranah sowie man es von den meisten Objektiven (außer den Tamrons) gewohnt ist.
Die optische Leistung soll nach ersten Tests in etwa auf dem Niveau des Tamrons liegen – mit leichten Vorteilen für das Tamron am langen Ende während das Sigma im unteren Bereich etwas besser abzubilden scheint. Aber mit solchen Aussagen sollte man immer vorsichtig sein, zumal das Objektiv aktuell kaum bis gar nicht lieferbar zu sein scheint.
Sigma teilt mit das die Ausrollung momentan verzögert wurde da man bei einigen Chargen offenbar Probleme in Hinblick auf Ghosting-Fehler festgestellt hat und dieses Manko möglichst eingrenzen/beheben möchte bevor das Objektiv in die Märkte gelangt.
Sigma hat dazu ein Statement am 23.03.2021 veröffentlicht in dem es heißt:
“Wir sind auf ein potenzielles Problem mit unserem kürzlich veröffentlichten 28-70 F2,8 DG DN | Contemporary aufmerksam geworden. Es kann in bestimmten Aufnahmesituationen zu vermehrt auftretenden Geisterbildern kommen. Das entspricht nicht unseren für gewöhnlich hohen Standards und deshalb reagieren wir so schnell wie möglich, um das Problem zu beheben.”
Dennoch bringt Sigma mit diesem Objektiv eine spannende Erweiterung, insbesondere für Nutzer der kompakten A7C dürfte das Glas eine gute Erweiterung darstellen. Und natürlich auch in Hinblick auf’s Budget – denn wie das Tamron beginnen die Preise noch im 3 stelligen Bereich, konkret ist es bei den meisten Händlern hierzulande für 849€ gelistet und dürfte ggfs. nach einiger Zeit noch etwas fallen… Bleibt nur die Frage wann das Objektiv final in den Geschäften stehen wird und ob das weiter oben angedeutete Problem tatsächlich nur eine kleine Anzahl betrifft bzw. wie Sigma damit umgeht.
Ich werde es mir sicherlich mal ansehen. Das Tamron 28-75mm verrichtet bei mir seit Jahren einen guten und soliden Job – aber die “falsche” Anordnung von Zoom & Blendenring stört mich hin und wieder im manuellen Betrieb dann doch ein wenig… Vielleicht kann Sigma dem etwas entgegen setzen sofern die Abbildungsqualität on par ist. Elegant sieht es allemal aus – aber optisch gilt es abzuliefern.
Die Bandbreite und Auswahl nutzbarer hochwertiger Objektive nimmt kontinuierlich zu – insbesondere im sub 100mm Bereich… ich würde mich freuen wenn zeitnah auch der Bereich >100mm etwas besser bedient wird.
PS: Das Objektiv gibt es neben dem Anschluss für Sony Kameras im übrigen auch für Kameras mit L-Mount!