Nutzer die den Blog hier verfolgen kennen womöglich das Dilemma: Die Anschaffung eines neuen technischen Gerätes zieht oft einige zusätzliche Kosten nach sich. Insbesondere Speichermedien können teilweise ganz schön ins Geld gehen wenn Hersteller bei Nachfolgemodellen plötzlich der Meinung sind entweder auf proprietäre bzw. Insellösungen zu setzen.
Im Kamera-Bereich ist diese Entwicklung bei einigen Herstellern durchaus problematisch einzustufen zumal es häufig keinen Grund gibt tatsächlich einen kompletten “Switch” zu vollziehen.
Ein klassisches Beispiel ist etwa Sony, die besonders in der Vergangenheit Nutzer von Kameras im Bewegtbildbereich mit diversen “neuen” und preisintensiven Speichermedien “gequält” haben.
Noch problematischer ist das Vorgehen in meinen Augen aber bei Nikon – die mit dem Wechsel vom DSLR zum spiegellosen DSLM Zeitalter auch mit den gängigen SD-Karten gebrochen haben und stattdessen auf XQD-Speicher setzen – alternativ lassen sich die kaum verfügbaren CF-Express Type B Karten nutzen.
Moment Mal – CF-Express Type B? Gibt es nicht auch CF-Express Type A?
Ja – korrekt. Um die Verwirrung komplett zu machen gibt es CF-Express in mechanisch unterschiedlichen Ausbaustufen – kompatibel sind die beiden Standards nicht miteinander.
Aber: CF-Express Type A wäre mechanisch kompatibel zum SD-Karten Standard… nur bringt einem das als Nikon-Nutzer nichts – denn man muss entweder zu XQD oder CF-Express Type B greifen. Und da Nikon der Z6/Z7 auch nur EINEN Kartenslot spendiert – kann hier kein Backup erstellt werden oder Fotos&Videos getrennt gespeichert werden. Auch stellt sich die Frage ob die theoretisch erzielbaren Datenraten von XQD Speicher bei diesen Kameras nur im Ansatz ausgereizt werden… dazu später mehr.
Und da muss man Sony dann ausnahmsweise mal Respekt zollen, denn sie gehen hier meiner Meinung nach aktuell den richtigen Weg bei Ihren neuen Modellen – sowohl im Foto,- als auch Videobereich.
So hat man sich bei der A7sIII als auch FX6 entschieden einerseits auf Duale Speicherlots zu setzen – und andererseits volle Kompatibilität zu SD-Karten zu ermöglichen. So kann der Nutzer zwischen schnellen SD-Speicherkarten und jenen nach CF-Express Type A Standard wählen – beide Kartentypen sind cross-kompatibel und können in beiden Slots verwendet werden – WOW !
Damit kann man auch für den Videobereich hohe Schreibraten mit entsprechenden CF-Express Type A Karten garantieren und andererseits für die Übergangszeit oder fotografische Zwecke auf bestehende SD-Karten zurückgreifen. Damit hat man als Anwender eine gute Übergangslösung.
Aber reden wir doch einmal über Datenraten, Mbps, MB/s und Co… diese Zahlen stiften häufig Verwirrung bzw. werden gern miteinander vermengt ohne sie entsprechend umzurechnen.
Viele Kameras bieten im Videobereich verschiedene Codecs – h.264 mit 100Mbps war/ist seit einigen Jahren mehr oder weniger Standard in diversen Modellen. Damit erhält man einen brauchbaren Kompromiss aus geringer Dateigröße und ordentlicher Bildqualität – mit Luft nach oben.
100Mbps… klingt erst einmal recht viel. Ist aber tatsächlich ziemlich wenig, wenn man das ganze in eine andere Bezugsgröße überführt – etwa in gängige MB/s (Megabyte pro Sekunde).
Umgerechnet sind 100Mbps dann entsprechend noch 12.5 MB/s – eine ziemlich überschaubare Größe verglichen mit RAW-Fotos – die je nach Kamera und Auflösung schnell mal zwischen 20MB und 80MB groß sein können… im Dauerfeuer (etwa bei Sport) fallen hier also eklatant höhere Datenraten pro Sekunde an. Aber hier kommt dann der Kamera-Puffer mit ins Spiel – er kann einzelne Fotos i.d.R. besser verarbeiten/cachen als einen durchlaufenden Videostrom.
Entsprechend hat Video durchaus ein paar andere Anforderungen an Speicherkarten – denn hier zählt vor allem die konstante Schreibrate die über einen langen Zeitraum gehalten werden muss. Bricht eine Karte dabei “ein” – führt dies unweigerlich zu Artefakten oder Abbrüchen/Fehlern.
Und die 100Mbps aka 12.5MB/s sind heute wirklich nur noch Standardkost. Viele Hersteller bohren die Video-Codecs auf um dem Nutzer mehr Spielraum für die Nachbearbeitung an die Hand zu geben. Neben rechenintensiveren h.265 Codecs wird auch bei h.264 Derivaten aufgrund der 10Bit Farbabtastung an der Datenrate geschraubt – so ermöglichen einige Kameras 200Mbps (25MB/s) oder gar 400Mbps aka 50MB/s – also bereits eine Vervielfachung die konstant und vor allen sicher auf dem Speichermedium landen muss. Um bei Sony zu bleiben: Hier sind in den neuen Modellen gar bis 600Mbps nutzbar was wiederum 75MB/s entspricht und im übrigen von modernen SD-Karten der UHS-II Klasse durchaus zu verarbeiten ist.
Benötige ich also immer die neueste und schnellste Karte? Nun – das hängt tatsächlich vom eigenen Nutzungsverhalten und eben der verwendeten Kamera ab… und dem gewünschten Codec. So kann man in der A7sIII bspw. für fast alle Modi entsprechend flotte SD-Karten verwenden – für die Slow-Motion Features in der höchsten Qualitätsstufe erwartet die Kamera dann aber doch eine CF-Express Type A Karte… wer diesen Modus nicht nutzt/benötigt – kann gut darauf verzichten.
Und dann schlagen wir noch einmal den Bogen zu Nikon aka XQD/CF Express Type B: Ja – diese Karten sind theoretisch nochmal etwas flotter – zumindest sehen das die Spezifikationen vor. Aber einerseits muss da das Kamera-Interface mitspielen und andererseits die Karte. Beides sind Kostenfaktoren die im obigen Beispiel eigentlich den “Overkill” darstellen und zumindest für Bewegtbild nicht benötigt werden. Und auch im Fotobereich wären große Kamera-Puffer gewiss häufig sinnvoller als dem Kunden mit jeder Kamerageneration neue Speicherkarten überhelfen zu wollen. Das mag sicher auch an Kosten respektive Lizenzgebühren liegen warum Hersteller gern mal versuchen etwas Neues auszuprobieren. Aber der Kunde ist am Ende häufig derjenige der es ausbaden muss. Im Bild am Anfang des Blog-Eintrags sind einige Speicherkarten abgebildet die heute faktisch kein Bedeutung mehr haben wie etwa die xD Picture Card oder auch diverse Stufen des Sony Memory-Sticks. Die “klassische” SD-Karte hat die Zeit dagegen überdauert.
Die Frage ist daher auch immer wohin sich mögliche Standards entwickeln. SD-Karten gibt es tatsächlich schon sehr lange und physisch haben sie sich kaum verändert – neueste Modelle sind daher auch faktisch immer abwärtskompatibel… natürlich bremst dann das “ältere” Interface der Kamera die Karten entsprechend aus – aber das dürfte selten ein Problem sein.
Compact Flash dagegen galt vor einigen Jahren noch als Standard im Prof-Bereich – konnte sich aber letzten Endes doch nicht ganz durchsetzen und ähnliches könnte dem XQD Standard blühen… auch weil die Preise für solch neue Speichermedien meist relativ teuer erscheinen. Ja – auch super schnelle SD oder CF-Express Type A Karten kosten Geld – aber sie können entsprechend querbeet in verschiedensten Geräten genutzt werden.
Wichtig ist beim Speicherkarten-Kauf darauf zu achten das man möglichst Markenware wählt – und diese auch bei einem vertrauenswürdigen Händler einkauft/bestellt. Soll heißen das auch im Internet leider einige Fälschungen kursieren und ihr daher besonders bei s.g. Marktplatz-Käufern oder Händlern mit auffällig günstigen Preisen Vernunft walten lassen solltet.
Gute und bezahlbare SD-Karten der neuesten Generation finden immer häufiger den Weg zu den Händlern und die Preise beginnen langsam zu fallen. Achtet daher auf folgende Angaben um auch noch eine Weile Freude mit den Speichermedien in künftigen Kameras zu haben:
U-Klase: U3 – mindestens!
Class: Mindestens Class 10 (sollten heute nahezu alle haben)
UHS Klasse: UHS-II sollte es heute sein, selbst wenn Eure Kamera diesen Standard noch nicht unterstützt
V-Klasse: ein neueres Erkennungsmerkmal ist die V(ideo) Klasse. Wenn Eure Kamera deutlich mehr als 100Mbps aufzeichnen kann solltet Ihr darauf achten eine Karte mit V60 – besser V90 Klassifizierungzu wählen. Denkt daran: einige neue Kameras verlangen zwingend das V90 “Flag” bzw. können erkennen ob eine Karte danach zertifiziert ist… selbst wenn eine alternative Karte schnell genug oder gar schneller ist kann es passieren das Euch die entsprechende Kamera den Dienst mit der Karte verweigert wenn sie nicht V90 zertifiziert ist!
Und achtet auch in der Beschreibung/auf der Verpackung auf die angegebene Schreibrate! Oft wird mit der Leserate Werbung gemacht – relevant ist vor allen Dingen jedoch die konstante Schreibrate.
Eine Empfehlung im mittleren Budget-Bereich sind nach meinen Tests in verschiedenen Kameras die “Kingston Canvas React Plus” UHS-II SD Karten. Bitte nicht verwechseln mit der günstigeren Canvas Go oder Canvas Select Serie – die Namensgebung ist da sehr ähnlich.
Wenn ihr weitere Tipps für flotte Speicherkarten zu moderaten Preisen habt nutzt gern die Kommentarfunktion und helft anderen Nutzern bei der Wahl der passenden Karte.
Ich wünsche Euch in diesem Zusammenhang Frohe Weihnachten! Bleibt gesund und habt eine möglichst besinnliche Zeit – trotz aller Umstände.