TTartisan baut nicht erst seit gestern Objektive – bekannt ist der Hersteller aus Fernost aber in erster Linie für manuelle Objektive, etwa für den Leica M Mount oder auch den Sony E-Mount.
Das TTartisan prinzipiell durchaus mehr als ordentliche Objektive bauen kann – haben sie bereits mit einigen Modellen wie etwa dem 50mm f/1.4 ASPH oder auch dem 90er f/1.25 unter Beweis gestellt.
Nun betritt man mit Autofokus-Objektiven neues Parkett, wobei das 75er f/2 nicht das allererste AF Glas des Herstellers ist, wohl aber das erste Vollformat-Objektiv für Sony und auch Nikon Z.
Mit einer Brennweite von 75mm und einer Offenblende von f/2 versucht man hier offenbar aus der Not eine Tugend zu machen… anstatt sich also mit all den verfügbaren 85mm Objektiven messen zu müssen – entwickelt man kurzerhand eine 75mm Festbrennweite im relativ kompakten Metallgehäuse.
Und da wären wir auch am ersten positiv Punkt, der Haptik. Es handelt sich um eine Vollmetallkonstruktion – eher eine Seltenheit in der heutigen Zeit. Umso schöner ist es das Objektiv dann tatsächlich in der Hand zu halten und zu “bedienen”. Der Fokusring läuft sehr satt und gefällt von der Haptik – man hat beinahe das Gefühl ein mechanisches Objektiv in der Hand zu haben. Auch der verbaute Blendenring ist in dieser Preisklasse alles andere als üblich und ein gern gesehenes Detail.
Im Lieferumfang befindet sich auch eine Gegenlichtblende im schicken Retro-Design – leider klappert diese nach der Montage unnötigerweise ein wenig anstatt wirklich fest einzurasten. Schade – das ist zwar nur ein kleines Detail, im Alltag wird man aber ständig damit konfrontiert.
Apropos Haptik: Manuelles fokussieren macht durchaus Spaß, es gibt einen langen Fokusweg… Aber: Da das Objektiv auch für Nikon Z konstruiert und gebaut wurde, dreht der Fokusring für Sony/Canon/Fuji Verhältnisse leider “falsch herum” auf unendlich. Da es sich in erster Linie um ein Autofokus-Objektiv handelt dürfte das kaum ins Gewicht fallen – ich wollte es an dieser Stelle dennoch kurz erwähnen.
Ansonsten gibt es am Objektiv selbst nichts zu bemängeln – man würde hier vermutlich einen deutlich höheres Preisschild erwarten und kein Objektiv im Bereich um 200€. Der Einführungspreis lag kurzzeitig sogar nochmal einiges tiefer und somit kann man durchaus von einem Schnäppchen sprechen.
Angedockt an eine Kamera – in unserem Fall eine Sony – macht das Objektiv eine gute Figur. Der Autofokus arbeitet nicht pfeilschnell – trifft aber dennoch bei guten Lichtbedingungen ziemlich zielsicher und leistet sich kaum Aussetzer. Auch das Gesichts/Augentracking funktioniert erstaunlich gut.
Wenn das Licht etwas nachlässt, kann es dagegen auch schonmal einen winzigen Moment länger dauern oder leichtes Fokuspumpen entstehen. Im großen und ganzen liegt der AF aber auf einem guten Niveau mit etwas Luft nach oben. Apropos: Das Objektiv kann theoretisch per Firmware aktualisiert werden – der USB-Anschluss befindet sich dazu im Rückdeckel… eine etwas merkwürdige Entscheidung, dafür bedarf es aber keines zusätzlichen USB-Docks/Lens Station wie etwa bei Samyang Objektiven.
Die Abbildungsleistung überrascht dann ebenso positiv – die Schärfe ist bereits ab Offenblende im Zentrum gut nutzbar und auch an den Rändern fällt sie nur gering ab. Abblenden auf eine f/2.8 bringt dann zusätzlichen Kontrast und ein wirklich überzeugendes Gesamt-Bild. Gleiches gilt für das Bokeh – die 9 Blendenlamellen helfen hier auf nahezu allen Distanzen ein relativ entspanntes Bokeh zu erzeugen.
Allein bei Gegenlicht kommt das Objektiv je nach Winkel der Lichtquelle ein wenig an die Grenzen – hier hilft die Verwendung der Gegenlichtblende nicht in allen Situationen.
Wer also auf der Suche nach einer etwas spezielleren Brennweite ist und gleichzeitig das Budget im Blick behalten möchte, dem empfehle ich das TTartisan 75mm AF f/2 durchaus in Betracht zu ziehen.