Die digitale Fotografie oder auch Videografie gehört heute zum Alltag – digitale Speichermedien wie SD oder Compact Flash Karten haben dem analogen Film seit Jahren den Rang abgelaufen.
Doch die Digitalisierung bringt auch Fragen und Probleme mit sich, mit denen man sich früher nicht beschäftigen musste. Heute spielen Faktoren wie Codecs, Datenraten und Dateisysteme eine maßgebende Rolle bei der Speicherung und Archivierung von Datenmengen aus Kameras.
Im Hobbybereich aber auch im professionellen Umfeld haben sich SD Karten auf breiter Front durchgesetzt – es gibt sie in verschiedenen Baugrößen und einer Anzahl unterschiedlicher Geschwindigkeitsklassen – ganz zu schweigen von den Datenmengen die auf solche Karten passen.
War man vor Jahren noch mit 16GB Speicherkarten mehr als gut aufgestellt – liegt der Standard heute schon eher bei gängigen 32GB oder gar 64GB Karten. Selbst 128GB sind keine Seltenheit mehr und nach oben gibt es gefühlt keine Grenzen. Die Firma Sandisk hat bereits Karten mit Größen von 1TB (1024GB) angekündigt.
Wohin also mit den Datenmengen? Besonders wenn man unterwegs ist und womöglich nur eine begrenzte Anzahl an Speicherkarten zur Verfügung hat?
Eine simple Alternative ist ein Laptop mit einer ausreichend großen Festplatte, ggfs. auch einfach einer extern angeschlossenen Festplatte auf die man Fotos über den Laptop speichern kann. Der Nachteil: Der Laptop muss immer mitgenommen werden – wirklich klein und kompakt ist das eher selten.
Eine weitere Alternative stellen so genannte “Imagetanks” dar – also s.g. Fotospeicher die Schnittstellen für Speicherkarten bereits eingebaut haben. Dort kann dann die eigene Karte eingeschoben werden und die Daten landen auf der eingebauten Festplatte/SSD.
Für Fotografen ist das eine tolle Sache und die Auswahl jener Geräte steigt auch von Jahr zu Jahr – die Preise sinken. Daneben bieten mittlerweile auch Festplattenhersteller selbst entsprechend externe Festplatten mit z.b. SD-Karten Einschub – wie etwa die “My Passport Wireless” von Western Digital.
Leider haben viele dieser Geräte ein grundlegendes Problem… dies betrifft zwar in erster Linie keine Fotografen – wohl aber jene, die auch mit größeren Dateien wie Video-files zu tun haben.
Die Crux an der Geschichte: Die meisten Dateisysteme der Windows-Welt basieren auf NTFS, die beschreibt wie ein Dateisystem aufgebaut ist und welche maximalen Dateigrößen zulässig sind. Leider gibt es hier das Problem: Sollten Dateien, etwa eine längere Videoaufnahme größer als 4GB sein – werden Dateien oft an dieser Grenze einfach abgeschnitten. Der Vorgang geschiet zwar nahezu unauffällig und man kann entsprechende (Video)Dateien später in Schnittprogrammen oder per Komanndozeile wieder zusammenfügen. Dennoch ist dieses Verhalten unvorteilhaft und eher älterer Systemstruktur geschuldet.
Ein weiteres Problem – speziell bei dem oben genannten Modell von Western Digital: Der Kopiervorgang einer Speicherkarte auf die interne Festplatte dauert Ewigkeiten! Man benötigt Geduld – und davon mehr als einem lieb ist. Zudem erwärmt sich das Gerät sehr stark, gibt keine Rückmeldung ob ein Kopiervorgang abgeschlossen wurde und bricht unter Umständen auch während eines Kopiervorgangs diesen ab. Das ist natürlich keine brauchbare Option und ich würde daher abraten solch Geräte für größere Speicherkarten verwenden zu wollen.
Geräte wie das HyperDrive Colorspace etwa bieten auch keinen vollständigen exfat Modus – zudem sind sie recht teuer weil man die Geräte nur im Verbund mit einer bereits eingebauten Festplatte erwerben kann.
Durch Zufall entdeckte ich vor einigen Wochen die koreanische Firma “NextoDI” wieder. Sie bietet Speicherlösungen für den professionellen Bereich – hat aber auch ein Einstiegsmodell im Portfolio dessen Firmware-Version aktuell 1.51 lautet.
Das Gerät selbst ist eher schlicht und sehr klassisch gehalten und auch die Funktionsvielfalt hält sich in Grenzen. Dafür verrichtet der kleine schwarze Kasten seine Arbeit des Backups von Speicherkarten ganz hervorragend.
Konkret geht es um das kompakte “ND2901” Media Storage.
NextoDi verkauft das Gerät über Händler auch nackt – sprich ohne Festplatte. Der Vorteil: Man kann sich eine günstige 2,5″ Festplatte (1TB für ~60€) kaufen und diese einfach in das Gerät einbauen. Dazu löst man 4 kleine Schrauben (der Schraubenzieher liegt sogar im Lieferumfang bei) und steckt anschließend die Festplatte in den entsprechenend Slot. Gehäuse zuschrauben – fertig.
Doch was zeichnet das Gerät im Vergleich zu anderen Mitbewerbern aus? Es unterstützt nativ das exfat Dateisystem und kann dadurch auch mit sehr großen Dateien bestens umgehen ohne an die klassische 4GB Grenze zu kommen. Das bedeutet das z.b. auch Videodateien in ihrer vollen Länge völlig unangetastet bleiben und nicht gesplittet werden so wie das bei anderen Geräten der Fall ist.
Das ND2901 wartet neben dem Einschub für klassische SD/SDHC/SDXC Karten auch mit einem Einschub für CompactFlash Karten auf der Oberseite auf – wie sie oft auch bei professionelleren DSLR’s zum Einsatz kommen. Genutzt bzw. gesichert werden kann jedoch immer nur eine Karte in einem Slot – nicht beide parallel. In meinem Fall kommen SDHC repsektive SDXC Karten zum Einsatz. Über Adapter können auch die kleineren MicroSD Karten gesichert werden.
Das Gerät unterstützt verschiedene Modi. Legt man eine Speicherkarte in das Gerät ein – kann man die ganze Karte komplett sichern oder alternativ eine Sicherung mit anschließender Verifizierung durchführen.
Zudem unterstützt das Gerät eine “Update” Funktion. Das bedeutet z.b.: Ihr habt gestern um die 20 Videosequenzen und einige Fotos gemacht und das Material auf dem ND2901 gesichert – anschließend die Speicherkarte wieder in die Kamera gesteckt und heute weiter gearbeitet.
Wird die Karte nun wieder in das Gerät gesteckt, erkennt der NextoDi dies aufgrund der Karten-ID und bietet Euch die Option die Karte erneut komplett zu kopieren oder nur die “neuen” Inhalte ergänzend zu kopieren. Dies spart natürlich Zeit und unnötigen Speicherplatz.
Das Gerät bietet auch eine Option die übertragenen Bilder und teilweise auch Videos betrachten zu können. Das Display ist jedoch eher schwach und grob auflösend – zudem ist die Bedienung eher so “lala”. Ich würde dies eher als Zusatzfeature bezeichnen – selbst nutzen tue ich es eigentlich nicht, da das Gerät am Ende eines Kopiervorgangs eine Bestätigung anzeigt ob alles erfolgreich war. Selbst wenn das Gerät nach dem kopieren in den Schlafmodus wechselt – wird beim nächsten Start der zuletzt durchgeführte Kopiervorgang bestätigt. Sehr praktisch und zuverlässig.
Weiterhin kommt der ND2901 mit einem eingebauten 2300mah Akku daher welcher bis zu 90 Minuten lang halten soll. Es gibt seperat zu kaufende extra Akkus und alternativ kann man das Gerät nun auch über USB mit Strom versorgen… Powerbanks sind ja heute auch oft allgegenwärtig und können dann z.b. in Regionen ohne Steckdose genutzt werden.
Eine weiteres nettes Feature: Über den USB HOST Anschluss (USB 3) kann eine zusätzliche externe Festplatte angeschlossen werden. Befindet sich das Nexto dann am Stromnetz (dies ist in dem Fall Voraussetzung) – können die Daten der internen Festplatte des ND2901 sogar nochmal problemlos auf eine zusätzliche Festplatte gespiegelt werden – ganz ohne Zusatzgeräte. So erzielt man in Kürze ein doppeltes Backup – behält man zudem die Speicherkarte und formatiert diese nicht – wäre man bei 3 Instanzen. Für all jene denen Ihre Daten also am Herzen liegen eine nahezu perfekte und sichere Lösung.
Um nach einer Reise die Daten dann auf den Computer zu übertragen, schließt man den kleinen schwarzen Kasten einfach per USB an denselbigen an und findet die ganzen kopierten Karten in einzelnen Verzeichnissen wieder. Auch ein Vorteil, da zuhause dann nicht mehr jede Speicherkarte einzeln kopiert werden muss.
Für mich wird das Nexto ND2901 damit in Zukunft ganz sicher ein treuer Begleiter werden – Alternativen habe ich vergeblich gesucht. Und die Kopiergeschwindigkeit ist relativ flott: Für eine prall gefüllte 64GB SDXC Karte benötigt das Gerät ungefähr 30 Minuten. Möchte man die automatische Datenverifizierung nach dem Kopiervorgang mitlaufen lassen, verdoppelt sich die Zeit. Aber Abends im Hotel oder auch Zelt kann man das Gerät ja problemlos seiner Dinge verrichten lassen. Abbrüche oder dergleichen wie seinerzeit bei der “My Wireless Portable” von Western Digital konnte ich glücklicherweise keine verzeichnen.
Fazit: Die Bedienung ist einfach – Karte einschieben, Kopiervorgang per Tastendruck (oder auf Wunsch automatisch) starten und warten – das war’s. Mehr benötigt man eigentlich nicht. Wermutstropfen: Der “Joystick” ist etwas wackelig und wirkt nicht sonderlich stabil – scheint aber einwandfrei zu arbeiten. Und auch das Display zur Ansicht der Bilder ist – wie erwähnt – kein wirkliche Offenbarung. Nötig aber eigentlich auch nicht – denn jedes Kameradisplay löst höher auf 😉
Nexto empfiehlt 2,5″ Festplatten von WesternDigital aus der “WD Blue series” WD10JPVX und WD10JPVT zu verwenden. Andere sollen aber ebenfalls kompatibel sein und auch SSD’s können verwendet werden. Empfohlen wird hier die Samsung 850 Evo Series. ( http://www.nextodi.com/support/view.php?bbs=en_faq&id=32 )
Kosten: Das Gerät selbst gab es einige Zeit für ~ 240€ neu – mit einer selbst gekauften 1TB 2,5″ HDD (aktuell ca 60€) landet man also in der Summe bei etwa 300€. Leider scheint die Verfügbarkeit des Gerätes aktuell nicht mehr ganz zu gut zu sein – möglich das bald ein Nachfolger kommt.
Als Tipp: Für den sicheren Transport eignet sich nahezu perfekt das ultra kompakte Pelicase “1020” aus der Micro Case Serie. Das ND2901 passt perfekt hinein und ist somit bestens geschützt – sogar eine Zertifizierung gegen das Eindringen von Wasser verspricht Pelicase.