Nach der Umstellung unserer Infrastruktur auf ein verhältnismäßig erschwingliches 10Gbit Netzwerk per entsprechendem 10GbE fähigen Switch (siehe hier) und dem 10GbE Upgrade unseres QNAP NAS gab es eigentlich nur noch einen Flaschenhals: Die Anbindung der Endgeräte welche bisher auf 1Gbit begrenzt gewesen sind.
Wie bekommt man z.B. das MacBook Air M1 möglichst potent an das Netzwerk angebunden ohne die Kosten aus dem Blick zu verlieren? Es galt also den “Sweet Spot” aus Datendurchsatz und Budget auszuloten.
Die einfachste Variante: Unsere bestehenden 1Gbit Adapter für das Netzwerk zu nutzen – allerdings hätte man sich dann natürlich jeglichen Umbau der Infrastruktur sparen können. Als Referenz bzw. Ausgangspunkt haben wir uns diesen Wert aber dennoch angesehen.
Die nächste Stufe sind dann entsprechende 2.5Gbit Adapter die per USB mit dem Rechner verbunden werden und bereits einen spürbaren Schub versprechen. Und tatsächlich ist dies auch der Fall. Diese Geräte sind zudem durchaus erschwinglich und mittlerweile ab ca 25€ aufwärts zu bekommen – wir nutzen bspw. einen Adapter von Cable Matters am M1 Air und der verrichtet einen guten Job und erzielt locker Datenraten um 250MB/s.
Mit dieser Lösung hat man also bereits eine deutliche Verbesserung – aber es bleibt natürlich noch Luft nach oben.
Und genau an diesem Punkt wird es dann kompliziert – und teurer.
Die Auswahl an 5GbE USB/Thunderbolt fähigen Ethernet Adaptern kann man beinahe an einer Hand abzählen und gleiches gilt für externe 10G Adapter – deren Preisschilder zudem häufig oberhalb von 200€ rangieren. Zudem machen einige davon auch etwas “Lärm” – mal mehr, mal weniger.
Möchte man wirklich einen surrenden Ethernet-Adapter neben einem flüsterleisen Macbook Air stehen haben? Eigentlich nicht…
Ich kann die Preisvorstellungen der Hersteller für diese kleinen Adapter im Ansatz verstehen. Ein 10GBit Ethernet ist bis zu 10x schneller als 1Gbit – entsprechend versucht man hier offenbar die Preise äquivalent zur Leistung nach oben zu schrauben – für Kunden resultiert das dann in Preisen oberhalb der 200€ Marke, was zugegebenermaßen auch bei uns zu leichter Schnappatmung führte.
Es musste also aus der bereits schon relativ überschaubaren Bandbreite an Produkten eine weitere Selektion erfolgen die ausprobiert werden sollte.
Neben einem 1G Ethernet Adapter habe ich mir also den 2.5G USB-C Adapter von Cable Matters, den 5G Ethernet Adapter von QNAP sowie ein 10G Ethernet Adapter von OWC angesehen um auf praxisnahe Resultate im mittlerweile bestehenden 10G RJ45 “Kupfer-Netzwerk” zu kommen.
Zur Testumgebung -> In unserem NAS, einem TS-264-8G werkeln 2x Samsung QVO SSD’s im RAID 1 Verbund – welche per 10GbE Ethernet Steckkarte auf den 10GbE Qnap Switch laufen und von dort entsprechend an die Clienten, in dem Fall z.B. das Macbook Air M1 nebst dem jeweiligen USB/Thunderbolt Adapter angebunden sind. Das entsprechende Arbeitslaufwerk befindet sich jeweils auf dem TS-264 NAS – gemessen wird also die Perfomance zwischen dem NAS (10GbE Port via Steckkarte) und den USB/TB Clienten.
Nachfolgend die jeweils maximal erzielten Durchsatzraten – gemessen mit dem Blackmagic Disk Speed Tool.
Tatsächlich zeichnet sich also auf den ersten Blick eine relativ lineare Steigerung der Datenraten ab – wobei oberhalb von 5Gbit (500MB/s) vermutlich die SATA-SSDs bereits etwas limitieren dürften, zumindest beim Schreibvorgang. Insbesondere bei sehr großen Datenmengen die in einem Rutsch übertragen werden sollen gibt es bei SSD’s je nach genutzem Flash-Speicher zusätzlich eine “Caching-Bremse”. So können die größeren QVO 870er Samsung SSD’s zwar rund 70GB mit relativ hoher SATA-Leistung wegschreiben/lesen – danach setzt jedoch ein harte Bremse ein die entsprechende Laufwerke teils auf Geschwindigkeiten unterhalb von rotierenden Laufwerken katapultiert.
Auch scheint das NAS bei 10GbE Verbindungen gegenüber 2.5G oder 5G deutlich mehr CPU Power zu benötigen – der Celeron Prozessor unseres TS-264 NAS ist zwar für viele Tasks ausreichend – anderseits hat er bei den Datenmengen schon auch einiges zu tun wie man am Ressourcen-Monitor des NAS im Dashboard sehen kann. Sollten hier also parallel noch virtuelle Maschinen und andere Anwendungen laufen – dürfte die Performance womöglich etwas leiden.
Daher stellt sich für uns am Ende des Tages die Frage: Bringt der 10Gbit OWC Adapter in unserem Umfeld den erhofften Geschwindigkeitsvorteil – oder ist der kompaktere und erschwinglichere 5Gbit Adapter womöglich der geheime Gewinner? Immerhin könnte man davon beinahe 2 Geräte anschaffen anstatt nur einem 10Gbit Adapter – oder sehr viele der kleinen 2.5Gbit Adapter 😉
Fazit: Wer konsequent auf ein flottes Netzwerk setzen möchte, sollte idealerweise auch den Sprung auf 10GbE Adapter auf Client-Seite setzen. Entweder per PciExpress Steckkarte wenn der Rechner solch eine Aufrüstung unterstützt – oder aber per entsprechendem USB-C bzw. Thunderbolt Adapter.
Vom Preis/Leistungs-Gefüge her würde ich jedoch auch den günstigen 2.5Gbit Adaptern ein entsprechendes “wertvoll” Prädikat aufdrücken – zumal die wenigsten NAS Systeme ab Werk mit 10G Fähigkeiten daherkommen und sich ganz pragmatisch die meisten Anwender noch in 1GbE Umgebungen bewegen… hier gilt es also konsequent an die Infrastruktur zu gehen – mit dem alleinigen Austausch nur einer Komponente ist es meist nicht getan – Switch, NAS und Co müssen ebenfalls potent verdrahtet sein um tatsächlich davon profitieren zu können!
2.5Gbit scheinen sich zudem im aktuellen Marktgefüge bei Routern, kleineren Switches und NAS Systemen zu etablieren – hier hat man also einen verhältnismäßig ordentlichen Perfomance-Sprung ohne das Budget aus den Augen zu verlieren.
Wer dagegen Leistung benötigt und das Limit ausreizen möchte hat mit entsprechenden 10GbE Lösungen deutlich mehr Spaß – und kann entsprechend effektiver mit den Daten hantieren. Der Vorteil: Nutzt man mehrere Endgeräte – muss man nicht zwingend alle auch gleich 10G fähig machen, sondern kann dies schrittweise vollführen wenn die Infrastruktur in Form eines potenten Switches bereits darauf vorbereitet ist. Der 10GbE Thunderbolt Adapter in Kombination mit dem Macbook Air konnte jedenfalls die Erwartungen erfüllen und wird hier dauerhaft einziehen. Für die anderen Clienten bleiben wir vorerst bei 2.5G – da diese für viele Tasks bereits einen soliden Datendurchsatz mitbringen.