Am 08.11.2023 hat Sony die Katze aus dem Sack gelassen und eine neue Systemkamera mit Vollformatsensor vorgestellt die sich am ehesten an Sport und Tierfotografen richten soll.
Doch eigentlich bietet die neue A9 III darüber hinaus viel mehr und insbesondere technologisch einen neuen Ansatz. Erstmals in der Gattung dieser Kameras verbaut ein Hersteller einen so s.g. “Global Shutter” – und löst damit ein Grundproblem der bisherigen klassischen Rolling Shutter Sensoren.
So wird durch die Global Shutter Technologie jeder Frame so wie er ist vom Sensor direkt 1:1 ausgelesen und auf den Speicher gebannt – ohne das es dabei zu einem zeitlichen Versatz kommt. Das ist insbesondere für schnelle Bewegungen relevant bei denen es sonst häufig zu den bekannten “krummen” Linien kommen kann, auch bezeichnet als Rolling Shutter… der Verschluss wird dabei von oben nach unten ausgelesen – was zu Problemen bei Bewegungen führen kann.
Auch bei neumodischen Lichtquellen wie pulsierenden LED’s die in merkwürdigen Frequenzen wabern haben Rolling Shutter Kameras teilweise Probleme und erzeugen bei elektronischem Verschluss Streifen im Bild. Der Global Shutter eliminiert all diese Effekte und soll entsprechend frei von jeglichen Flimmer/Flicker-Problemen sein. Das ist auch für den Videobereich eine herorragende Eigenschaft und ein Feature das sich viele Nutzer seit langer Zeit wünschen.
Bisher galten Rolling Shutter Sensoren jedoch als unwirtschaftlich und in Hinblick auf die Dynamik oder das Rauschverhalten lagen sie deutlich hinter modernen Rolling Shutter Sensoren.
Sony verbaut in der A9 III daher einen verhältnismäßig moderat auflösenden 24MP Sensor. Wenn man bedenkt das die Alpha A1 bei etwa 50MP liegt und die A7R Reihe gar bei über 60MP angelangt ist- mögen die 24MP ein wenig irritieren. Laut Sony stellen sie aber den “Sweet-Spot” dar um die Perfomance der Kamera in allen Modi auf die Spitze zu treiben. Tatsächlich macht der Hersteller bisher keine konkreten Angaben zur Dynamik oder dem Rauschverhalten – was etwas untypisch für Sony ist… Hier bleibt also abzuwarten wo die Kamera sich dann im kommenden Jahr nach ersten Tests einsortieren wird. Es wäre also möglich das hier ein kleiner Nachteil gegenüber den Spitzenmodellen mit Rolling Shutter zu vernehmen sein wird.
Ebenso klingt es als käme die Kamera nicht mit 2 nativen Empfindlichkeitsstufen daher so wie viele Sony Sensoren das aktuell tun um auch bei hohen ISO Werten ein geringeres Rauschen zu erzeugen.
Es bleibt also spannend wie sich der neue Global Shutter Sensor im kompetativen Umfeld aus eigenem Hause schlagen wird.
Sony adressiert primär Sportfotografen als Nutzer der A9 III – warum? Aufgrund der hohen Zahl pro Sekunde an möglichen Bilder…. hier sind wahnsinnige 120fps als RAW Fotos möglich – damit sollte sich wirklich jegliche Action “einfrieren” lassen – auch weil die Blitzsynchronzeiten durch den Global Shutter endlich von bisherigen Zwängen befreit wurden. Damit kann man in Kombination mit potenten und kompatiblen Blitzanlagen den Tag zur Nacht machen. Oder anders gesagt: Die Synchronzeiten sind damit unerheblich und nicht mehr auf eine 1/250s beschränkt. Auch auf Tricks wie HSS Sync wird man damit verzichten können.
Für den Videobereich ist der Global Shutter wie erwähnt mindestens genauso wertvoll – zusätzlich verbaut Sony die aktuellen Fokus-Unterstützungen als auch 10Bit Videoabtastung und entsprechende Bildprofile wie S-Cinetone. Möglich sollen in 4k ebenfalls bis zu 120fps ohne Crop möglich sein – wobei hier noch nicht ganz klar ist ob es zum möglicherweise qualitätsbehafteten Line Skipping kommt.
Bis 4k 60fps soll dagegen der volle Sensor ausgelesen werden.
120fps ist auch die Bildwiederholungsrate mit der das hochauflösende Sucherbild dargestellt wird – und das “blackout-free” und ohne qualitative Verluste.
Aufgezeichnet wird auf 2 hybriden Speicherkartenslots die sowohl SD Karten als auch die noch nicht allzu verbreiteten CF Express Typ A Karten aufnehmen können. Insbesondere für lange Bildserien dürfte hier tatsächlich erstmals der neuere Typ A CF Express Standard sinnvoll erscheinen um die Bilder entsprechend flott wegschreiben zu können. A
Ein Batteriegriff mit hoher Ergonomie wurde zeitgleich angekündigt.
Preislich rangiert die Kamera klar im oberen Segment professioneller Systemkameras. Während die UVP in den Staaten bei $5998 vor Steuern liegt – hat Sony eine UVP von 6999€ für den europäischen Markt kommuniziert. Für Hobbyisten und Semi-Pros gewiss ein heftiges Preisschild – für professionelle Sportfotografen und Agenturen aber wahrscheinlich ein durchaus mögliches Invest sofern die Sensortechnologie dann auch in der Praxis überzeugen kann und die Bildqualität auf dem hohen Niveau in Hinblick auf die Dynamik und das Rauschverhalten bleibt,
Ich verlinke nachfolgend noch das offizielle Vorstellungsvideo von Sony in dem alle relevanten Features bereits aufgezeigt werden und ihr einen guten Ersteindruck gewinnen könnt.
Was haltet Ihr von der neuen A9 III ? Evolution, Revolution? Oder empfindet ihr bisherige Rolling Shutter Sensoren als völlig ausreichend?