Zugegeben: Eine USV ist sicherlich eines der Geräte im Haushalt über das sich die wenigsten Gedanken machen oder gar noch nie davon gehört haben. Vielleicht ein Fehler?
Moderne Elektronik läuft heute teils rund um die Uhr – dazu zählen u.a. Router/Modems oder auch NAS Systeme sowie smarte Technologie, Stichwort: “Das Internet der Dinge”. Neben Kühlschränken sind auch Kaffeemaschinen, Steckdosen oder Kühlschränke online – und vieles mehr.
Einige Geräte sind durchaus empfindlich gegenüber Stromschwankungen oder Stromausfällen. Auch wenn diese in der Tat eher selten sind können kurze Stromausfälle entsprechende Geräte ins Straucheln bringen. Besonders problematisch sind Systeme in denen Datenträger rotieren oder Daten geschrieben werden – denn beim abrupten Stromausfall kann es zu kurzzeitigem Datenverlust, im schlimmsten Fall gar zu einem Komplettausfall des Systems kommen.
Achtung Nerd-Wissen: In Berlin gab es im Jahr 2021 mehr als 1700 Stromausfälle unterschiedlichster Art: https://tagesspiegel.de/berlin/rund-fuenfmal-am-tag-faellt-in-berlin-strom-aus-mehr-als-1700-stromausfaelle-im-jahr-2021/28191916.html
Genau an dieser Stelle kommen USV’s ins Spiel – der sperrige Begriff der unterbrechungsfreien Stromversorgung erklärt eigentlich von selbst worum es geht. Es handelt sich um eine Art Puffer-Batterie (“Akku”) die im Fall eines Stromausfalls in wenigen Millisekunden einspringt und die angeschlossenen Geräte stabilisiert und versorgt bis der Strom aus der Dose wieder verfügbar ist.
Darüber hinaus gibt es aber noch ein paar zusätzliche Features die in Kombination mit PC’s oder auch NAS Systemen sinnvoll sind um die Geräte bei Bedarf automatisch herunterzufahren oder zumindest in einen sicheren Modus zu versetzen um Datenverlust vorzubeugen.
Auch besteht die Möglichkeit ein Netzwerksignal via RJ11/RJ45 Kombibuchse vor Überspannung durchzuschleifen.
Wichtig also bereits vor dem Kauf darauf zu achten wo die Reise hingehen soll und ob die entsprechende USV mit den Wunschgeräten kommunizieren soll. Im Falle unseres QNAP TS-230 NAS ist es daher wichtig ein Model mit USB-HID Funktionalität zu wählen.
Qnap bietet auf der eigenen Website bspw. eine Kompatibilitätsliste an auf der man schauen kann welche USV’s funktionieren sollten.
Wir haben uns für ein günstiges Einsteiger-Modell von CyberPower entschieden das nicht auf der Liste steht – allerdings sind viele Modelle von Cyberpower kompatibel sofern sie den USB-HID Anschluss an Board haben. Konkret ist es das Cyberpower UT850EG geworden.
Die USV besitzt 3 Schuko-Buchsen für Endgeräte und kann diese je nach anliegender Last entsprechend “puffern”.
Wir haben neben dem Qnap TS-230 NAS noch die Fritzbox als auch ein einfaches Telefon angeschlossen – die kumulative Gesamtleistung beträgt im Idle ca. 20Watt – unter Vollast weit weniger als 50Watt. Cyberpower gibt eine Puffer-Laufzeit von bis zu 30 Minuten bei 60Watt an. Bedeutet also das die angeschlossenen Geräte locker eine halbe Stunde überbrückt werden können.
Diese Zeit wird aber i.d.R. gar nicht benötigt – einerseits sind Stromausfälle meist sehr viel kürzer und zum anderen haben ich via USB-HID Konfiguration eine Shutdown-Zeit von 10 Minuten vergeben. Sollte der Stromausfall also länger als 10 Minuten bestehen wird das NAS System automatisch und sicher heruntergefahren. Danach würde die USV noch den Router nebst Telefon versorgen bis der interne Akku leer ist oder aber der Strom zurückkehrt.
Ein Manko: Die 3 sehr eng beieinander liegenden Schuko-Buchsen auf der Rückseite und der ergonomisch ungünstig platzierte USB-Konfigurationsport auf der Vorderseite im Uralt-USB Standard mit dem dicksten und sperrigsten Stecker den man sich vorstellen kann. Das nimmt unnötig Platz weg und erschwert den Betrieb in kleinen Kommoden etc.
Ihr könnt das Problem der Schuko-Buchsen aber auch mit einer Steckdosenleiste o.umschiffen oder weitere Geräte anschließen – sofern ihr die maximale Leistung nicht überschreitet.
Eine Frage die immer wieder aufkommt: Kann man solch eine USV mit Blei-Gel Akku auch “liegend” betreiben? – Ja, theoretisch schon… ABER: Ich kann es zumindest an der UT850EG keineswegs empfehlen da sich Lüftungsschlitze auf beiden Seiten befinden und eine liegende USV dann entsprechend schlecht atmen kann – sprich die Gefahr einer Überhitzung droht! Ich hatte das Anfangs aufgrund baulicher Begebenheiten so geplant aber schnell festgestellt das dies thermisch keine ideale Option ist. Also bevorzugt stehend betreiben damit es keinen Hitzestau gibt.
Funktioniert das ganze denn nun auch in der Praxis? Ja… sogar verdammt unauffällig und gut.
Auch hält sich die Geräuschkulisse im Rahmen – wenn der Akku voll geladen ist hört man faktisch gar nichts mehr von der USV… springt diese an ertönt ein leichtes “surren” – hörbar, aber weit weniger nervig als gedacht und ehrlicherweise trifft dieser Umstand ja auch eher selten sein.
Ihr könnt die USV im übrigen mit dem USB Kabel auch direkt mit einem PC/MAC verbinden – dafür gibt es entsprechende Apps zum downloaden beim Hersteller. Damit kann man etwa die Pieptöne deaktivieren oder auch Firmware-Aktualisierungen aufspielen.
An kompatiblen NAS Systemen wird die USV ebenfalls via USB erkannt und konfiguriert werden – etwa die Dauer der Abschaltzeit bis der Server heruntergefahren wird wie hier am Beispiel QNAP.
Auch erhaltet ihr am Beispiel der Oberfläche Informationen zum Zustand der USV:
In der Summe bleibt eine USV gewiss ein ziemlicher Underdog – ein Tool über das man sich im Alltag wenig Gedanken macht und den Sinn in Frage stellt. Ja – auch mir ging das durchaus so. Aber nachdem ich mein NAS einmal versehentlich abrupt vom Strom nahm und beim nächsten Neustart diverse Warnmeldungen nebst Datenträgerintegritätsprüfung erhielt wurde ich doch etwas sensibilisiert.
Einen Nachteil darf man allerdings auch nicht ganz außer Acht lassen: Akkus altern – und im Falle der günstigen Cyberpower USV sind jene Akkus offenbar nicht wechselbar. Die Leistung dürfte also in einigen Jahren deutlich geringer sein als zum Kaufzeitpunkt. Es gibt aber auch Modelle bei denen dies möglich ist…
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