Wer heute mit einer digitalen Kamera fotografiert hat bei der Aufnahme in der Regel die Wahl zwischen dem quasi fertigen *.jpg Dateiformat – oder dem Rohdatenformat, welches erst noch im entsprechenden Konverter “entwickelt” werden sollte.
Lightroom von Adobe ist für viele Nutzer DER Converter schlechthin… Warum? Nun – Lightroom ist nicht nur ein RAW-Converter sondern auch ein hervorragendes Tool zur Organisation von Fotos. Riesige Bibliotheken sind kein Problem und entsprechende Bearbeitungen eines Bildes können auf ganze Serien angewandt werden was die Stapelverarbeitung enorm beschleunigt. Und dann gibt es noch viele kleine Feinheiten und Details – Wasserzeichen etwa lassen sich am Ende als “Stapel” auf ebenso alle Bilder anwenden etc pp.
Kurz: Lightroom macht vieles richtig, die Geschwindigkeit geht auf modernen Systemen ebenfalls in Ordnung und es gibt im Abo-Modell regelmäßig Updates um RAW-Daten neuerer Kameragenerationen verarbeiten zu können.
ABO-Modell? Ja… genau. Lightroom gibt es aktuell leider nicht mehr als reguläre Kaufversion – sondern nur noch im Abo. Für Fotografen ist das gewiss kein Beinbruch, auch weil man im Fotografiebundle für etwa 12 Euro/Monat Lightroom + den großen Bruder Photoshop bekommt. Das ist eine Ansage und für kreative Fotografen die täglich damit arbeiten ein hervorragender Deal. Man hat jederzeit die aktuellste Version und zudem kann man das ganze als Betriebsausgabe geltend machen wenn man damit seine Brötchen verdient.
Anders sieht es aber womöglich für Hobbyfotografen aus die nicht täglich entsprechende Software nutzen, so auch in meinem Fall. Lightroom nutze ich seit Jahren, genau wie Photoshop… Das Problem der älteren Versionen ist jedoch das sie nicht mehr gepflegt werden. Man muss also RAW-Dateien über den immerhin kostenlosen DNG Konverter entsprechend wandeln – damit die älteren Versionen von Lightroom und Photoshop damit umgehen können. Durch diesen Umwandlungsprozess können aber durchaus auch herstellerspezifische Daten verloren gehen – bei Fuji’s RAW Dateien liest man immer wieder mal davon.
Was also tun? in die so genannte Adobe Creative Cloud gehen? Oder sich doch nach Alternativen umschauen? Tatsächlich ist es gar nicht so einfach wenn man auf der Suche nach probaten Lightroom Alternativen für Windows ist – also Tools die Fotos ähnlich gut sortieren als auch bearbeiten können.
Mit Affinity Foto gibt es eine tolle Alternative zu Photoshop – aber das Programm ist schon wieder so komplex das es weniger zum organisieren und bearbeiten großer Fotosammlungen gedacht ist als viel eher zur intensiven Bearbeitung einzelner Bilder.
What else?
Luminar von Skylum – aktuell in der Version 4.3 für ~80€ (manchmal auch rabattiert in Angeboten).
Ich hatte bereits vor längerer Zeit einen Blick auf eine ältere Luminar Version geworfen aber fand es wenig ansprechend und auch von der Performance her nicht auf der Höhe der Zeit.
Jetzt mit der aktuellen Version und einem zweiten Blick hat sich meine Meinung zu Luminar zum Positiven gewandelt.
Wenn man Luminar das erste Mal startet und einen Katalog angelegt hat, kann man direkt beginnen Ordner von der Festplatte hinzuzufügen. Die Software erinnert von der Usability ein wenig an Lightroom und ist für Umsteiger relativ intuitiv zu erlernen.
Auf der rechten Seite kann man zwischen der Bibliothek und dem Bearbeiten-Reiter umspringen – die jeweiligen Foto-Ordner werden so katalogisiert wie sie sich auf Eurer Festplatte befinden. Wer dort also bereits sauber sortiert hat – wird sich super zurecht finden und kann sich ganz simpel durch die jeweiligen Fotos hangeln.
Wer jetzt sehr große Fotosammlungen sein Eigen nennt und diese auf etwas betagteren internen HDDs nutzt wird nun ein erstes Mal ausgebremst – denn beim scrollen durch riesige Fotoordner lädt Luminar immer erst dann Bilder in den “Cache” wenn man dort angekommen ist. Ich hätte mir hier einen Hintergrundprozess ähnlich von Lightroom gewünscht der einem beim Importieren die Wahl lässt bspw. Vorschaudateien zu generieren…
Sind die eigenen Bilder dagegen auf einer schnellen SSD abgelegt ist dieser Vorgang sehr viel flüssiger.
Die Bearbeitung erfolgt dann über den Bearbeiten-Tab – und hier kann Luminar glänzen.
Zwar lässt die Geschwindigkeit je nach System noch Luft nach oben – insbesondere bei sehr großen RAW-Dateien – aber die Bearbeitungsmöglichkeiten reichen weit über die aus Lightroom bekannten Funktionen hinaus. Dazu zählen auch einige AI Features – sprich künstliche Intelligenz unterstützt den Anwender.
Die Bearbeitungsmodule sind logisch unterteilt – beginnend mit dem TAB “Wesentliches” – dort wird etwa die Helligkeit, Farbe, Bildrauschen oder auch die Vignettierung und dergleichen angepasst.
Im “Kreativ”-Tab gibt es dann viele kreative Lichteffekte und Looks, sowie die Möglichkeit von Sky Replacments oder LUT Dateien, Filmkorn etc.
Im Bereich “Portrait” kann man – der Name sagt es, Anpassungen der Haut/des Gesichts vornehmen – etwa weiße Zähne, rote Augen entfernen oder auch Unreinheiten zu entfernen – automatisiert, aber jederzeit mit Möglichkeiten der Anpassung.
Im “Pro” Tab können dann final noch weitere Filter und Effekte angewandt werden.
Ist man dann mit der Bearbeitung durch – kann man diese als eigenen “Look” abspeichern und auf ähnliche Bilder anwenden/kopieren – das spart Zeit bei großen Bildserien. Zudem kann die Intensität der jeweiligen Looks per Schieberegler angepasst werden.
Apropos Looks: Luminar bringt auch von Hause aus diverse Presets aus verschiedenen Bereichen mit. Diese kann man gut als Ausgangsbasis hernehmen und sich entsprechend daran orientieren.
Bilder können dann bewertet werden oder als Favoriten markiert werden – so kann man einzelne Bilder eines Ordners bzw. einer Serie zur späteren Ausgabe selektieren. Ich würde mir hier jedoch noch eine Art “Schnellauswahl”-Liste wünschen in die man Favoriten aus einem Shooting des Tages per Tastendruck schiebt um diese anschließend zu bearbeiten.
Als Workaround bleibt einem aktuell nur die Möglichkeit die Favoriten-Markierung in dieser Form zu nutzen – was etwas schade ist, da man ältere Favoriten ja entsprechend entfernen müsste. Also eigentlich nur eine Kleinigkeit – aber ich hoffe das Skylum da in einer nächsten Version dran denkt.
Apropos Tastaturkürzel… die voreingestellten Settings empfinde ich nicht ganz logisch – so fügt man etwa mit der Taste “P” entsprechend Bilder zu den Favoriten hinzu und entfernt diese mit “U”.
Verändern kann man dies offenbar nicht – zumindest habe ich keine Funktion gefunden. Allgemein bietet Luminar 4 unter Windows kein wirkliches “Einstellungsmenü” wie man es von anderen Anwendungen her kennt und erwarten würde…. klickt man innerhalb Luminar auf “Datei->Einstellungen” – so hat kann zumindest an meinem System nur einen einzigen Haken setzen, und dieser bezieht sich auf “analytische Hintergrunddaten”. Sehr merkwürdig und schade das dem Nutzer hier keine Optionen an die Hand gegeben werden.
Der Export größerer Bildserien bei denen viele Anpassungen vorgenommen wurden bedarf selbst auf rechenintensiven Systemen durchaus seine Zeit und fordert auch moderne 12-Kerner sehr gut heraus. Luminar skaliert also gut auf mehreren Kernen – ist aber dennoch keine Rakete.
Auf etwas betagteren Systemen ohne SSD könnte der Workflow durchaus etwas träge sein denke ich – das sollte man also vor dem Kauf unbedingt testen… eine 2 wöchige Testphase ist jederzeit möglich – und diese Art von Demo läuft mit voller Funktionalität.
In der Summe und vom Ansatz her finde ich Luminar 4.3.0 wirklich spannend – und ich könnte mir gut vorstellen Lightroom eines Tages den Rücken zu kehren – denn die Features die Luminar an Baord hat sind mehr als essentiell – und machen richtig Spaß. Der Bedarf Fotos nach dem sortieren und der groben Bearbeitung noch in Photoshop weiter zu bearbeiten entfällt in vielen Fällen, auch weil man bspw. noch weitere Plugins in Luminar einbinden kann. Durch die Arbeit mit Ebenen hat man zudem deutlich mehr Spielraum.
Es sind eher Kleinigkeiten die für mein Empfinden noch nicht ganz rund sind… mir fehlt ganz banal etwa die Möglichkeit beim Exportieren von Bildserien ein Wasserzeichen hinzufügen zu können.
Auch entsprechende weitere Favoriten-Listen um Fotos besser selektieren zu können fände ich toll.
Naja – und die Systemleistung und vor allem die Möglichkeiten zur Anpassung des Systems vermisse ich ein wenig. Warum kann die Software bspw. nicht auf Knopfdruck Vorschauen generieren – um das Laden der Bilder von der HDD etwas flüssiger zu gestalten. Nicht jeder hat seine Fotos heute schon auf pfeilschnellen SSDs liegen.
Fazit: Ich bleibe dran und werde mich jetzt noch weiter in Luminar einarbeiten. Der Umstieg von Lightroom an sich ist jedenfalls gestaltet sich tatsächlich erstaunlich einfach – und das ist ein gutes Zeichen.
Wer sich für Luminar interessiert sollte sich also einfach mal die Demo-Version anschauen.
Ich werde hier sicherlich bei Zeiten wieder mal ein Update im Blog machen und berichten wie der Stand der Dinge ist…