Heute möchte ich Euch zwei Methoden vorstellen, mit denen Ihr Euren “Workflow” unter Adobe Lightroom optimieren könnt. Dabei geht es um die Verwendung von Hardware-Controllern mit denen Einstellungen und Regler in Lightroom quasi extern bedient werden können.
Aufmerksam geworden auf dieses Prinzip wurde ich durch ein Kickstarter Kampagne Namens “Palette” der Firma PaletteGear. Welches auch gleich die erste Methode darstellen soll.
Um einen Eindruck zu bekommen worum es geht und was damit möglich ist, nachfolgend ein kurzes Video des Projekts:
Die Idee ist also im Prinzip relativ simpel – durch das Betätigen von Drehreglern, Fadern und Knöpfen werden Aktionen in Adobe Lightroom ausgeführt. Das spannende an dem Projekt ist die Modularität. Es gibt jeweils ein “Gehirn-Element” mit USB-Anschluss an welches sich dann in diversen Anordnungen entsprechende Controller andocken lassen.
Nachteil des Systems: Es ist relativ teuer. Das Basiskit bestehend aus dem “Brain”, 2 Buttons ,1 Drehregler und 1 Fader kostet bereits ~ $200 exklusive Versand, Steuern und Zoll. Jedes weitere Modul kostet zwischen $29 und $49 – man kann sich also leicht ausrechnen das sich der Betrag schnell auf mehrere Hundert Dollar addiert sobald man einige Module hinzufügen möchte.
Ich fand die Idee klasse und habe mich schnell gefragt wie das ganze wohl technisch umgesetzt wird…. Aus dem Musikbereich bin ich mit s.g. MIDI-Controllern vertraut. Das Prinzip erschien mir vergleichbar – denn in vielen professionellen Digitalen Audio Workstations (DAW’s) wie Protools, Cubase o.ä. werden Midi-Controller zur Steuerung sämtlicher Funktionen verwendet – darunter Transport aber auch Faderveränderungen oder auch Anpassungen der Filtereinstellungen über Drehregler.
Nach einiger Recherche im Internet landete ich dann bei einer Software Names “Paddy for Lightroom” – einer Software die jene technische Brücke herstellt, um so genannte Midi-Kontrollbefehle an Lightroom durchzureichen.
Zu finden gibt es die kleine Software hier: https://sites.google.com/site/dorfl68/
Als Windows User beschränke ich mich auf “Paddy for Lightroom” (Für MAC-User gibt es alternativ ein recht vergleichbare Variante Namens “Knobroom” – zu finden unter www.knobroom.com).
Paddy ist Donationware. Die Software kann 50 Tage kostenlos ausprobiert und getestet werden – anschließend wird vom Entwickler eine Spende erwartet – in welche Höhe diese ausfallen soll ist Euch völlig freigestellt.
Was Ihr neben der Software noch benötigt ist ein USB-fähiger Midi-Controller. Der Markt ist riesig – es gibt Kombigeräte in Form von Midi-Masterkeyboars mit integrierten Reglern, Knöpfen und Fadern als auch relativ simple Midi-Controller.
Ich habe testweise mein altes M-Audio Oxygen8 V2 Midi-Keyboard verwendet um Paddy einmal über die 8 Drehregler des Keyboards in Lightroom zu testen.
Ergebnis: Die Kommunikation funktionierte und die Drehregler des Controllers konnten unter Lightroom (bei mir Version 5.7) verschiedenen Funktionen wie Belichtung, Kontrast, Gradationskurve, Schärfe usw. zugeordnet werden.
Zu beachten: Ihr solltet nach dem Start von Lighroom einige Sekunden warten bis Paddy vollständig geladen ist… die Lightroom Fenster zappeln teilweise einige Sekunden hin und her. Das Verhalten ist aber normal.
Ich machte mich also auf die Suche nach einem Controller der noch etwas mehr Bedienelemente hatte und zudem möglichst günstig ist. Gelandet bin ich beim Samson Graphite MF8.
Er kommt mit 8 Drehreglern und 8 Fadern daher – zudem gibt es einen Crossfader und ein weiteres unendlich drehendes Rad sowie diverse Tasten. Die Bezeichnung der Tasten kann uns für die Verwendung in Lightroom relativ egal sein – denn alle Tasten lassen sich komplett nach Belieben mit favorisierten Funktionen belegen.
Darüber hinaus könnt Ihr den Controller natürlich auch für Musiksoftware verwenden oder an ein Ipad anschließen – aber darum soll es hier nicht gehen.
Der Samson Controller wird via USB sofort von Windows 7 erkannt und installiert.
Anschließend müssen die Regler in Lightroom über die Paddy Anwendung noch verknüpft werden… für einige Geräte wie von Behringer oder auch Novation gibt es bereits Presets – es ist aber kein Problem sich beliebige Controller nach Belieben zu programmieren.
Paddy’s Software ist Anfangs nicht ganz so nutzerfreundlich – die Dokumentation ist auf
verschiedenen Seiten verstreut aber wenn man das ganze einmal in Lightroom aktiviert und grob verstanden hat – ist es relativ simpel.
Paddy wird über den Lightroom Zusatzmodul Manager verwaltet bzw. kann dort gestartet und beendet werden. (Zu finden in LR via Datei-> Lightroom Zusatzmodul Manager).
Anschließend sollte man die Basic-Settings (Preferences) von Paddy konfigurieren. (Zu finden über Zusatzmoduloptionen)
In den Preferences gibt es dann diverse Reiter – wirklich wichtig ist jedoch allein der MIDI/OSC/IPAD Reiter.
Wenn ihr einen “Generic” Midi Controller wie das Samson Graphite MF8 verwendet das nicht nativ von Paddy unterstützt wird sollte Eure Einstellung: “Anderer Midi Controller” lauten. Alle anderen Einstellungen können so bleiben wie sie sind (siehe nachfolgendes Bild).
Das Preferences Fenster kann nun mit OK bestätigt und geschlossen werden.
Im nächsten und letzten Schritt geht es um die Zuweisung der Controller-Bewegungen mit den Lightroom Reglern. Dazu geht ihr wieder in die Zusatzsmoduloptionen und wählt den Eintrag “Assign” und anschließend “Direkte Midi Zuweisung”:
Anschließend landet Ihr vor dieser etwas unübersichtlichen Oberfläche:
Oben links bei Select MIDI Device wählt Ihr jetzt Euren Midi-Controller aus. In meinem Fall für In&Out den Samson Graphite MF8 jeweis mit Häkchen dahinter. Lightroom bzw. Paddy möchte jetzt gerne einen Neustart – bestätigt also mit OK und beendet anschließend Lightroom und startet es neu.
Dann hangelt Ihr euch wieder vor bis zu diesem Assign Fenster! Euer Midi-Controller sollte dann weiterhin oben aufgeführt sein.
Nun beginnt die Programmierung: Dreht am ersten Fader oder Rad das ihr mit einer Funktion belegen möchtet – z.B. der Belichtung. Sobald ihr den Fader bewegt – sollte im unteren Feld eine Zahl fett hervorgehoben werden – im gleichen Zuge verändert sich die Anzeige für Channel und Control automatisch. Auf der rechten Seite klickt ihr Euch zu Midi: Schieber -> Grundeinstellungen -> Belichtung (Midi) und klickt dies an.
Anschließend erscheint auf der linken Seite “Currently assigned: Belichtung (Midi)” sofern alles geklappt hat.
Dreht nun am nächsten Regler/Fader und wählt die nächste Funktion aus.
Auf Druckknöpfen können Funktionen wie der Wechsel von Biliothek zu Entwicklung oder auch das Rückgängigmachen einzelner oder mehrerer Schritte gemappt werden und noch vieles mehr. Paddy ist da seeeeehr flexibel und bietet sehr viele Möglichkeiten. Einfach ausprobieren! 🙂
Fazit: Die externe Lightroom-Steuerung muss kein Hexenwerk und auch nicht teuer sein. Wer nativ und ohne viel Einstellarbeit ein modulares System bevorzugt kommt momentan an “Palette” von PaletteGear kaum vorbei.
Wer dagegen Spaß an technischen Spielereien hat und auch vor etwas Einstell-Zeit nicht zurückschreckt und zudem auf’s Budget achten möchte – für den kann “Paddy for Lightroom” eine tolle und sehr preiswerte Ergänzung sein. Ich kann Euch nur empfehlen das ganze mal auszuprobieren – Paddy selbst ist wie gesagt 50 Tage kostenlos zu testen.