Vorab: Tatsächlich ist es reiner Zufall das ich hier erst kürzlich über die Mini 3 Pro schrieb und nun erneut ein Produkt von DJI im Fokus steht.
Denn während ich die Mini 3 Pro weder mein Eigen nenne noch testen konnte, habe ich mich entschieden mir die kleine Pocket 2 Gimbal-Kamera etwas genauer anzusehen.
Bisher hatte ich die Pocket 2 nie so wirklich auf dem Schirm – und das obwohl sie bereits seit Ende 2020 am Markt ist und selbst bereits einen Vorgänger (Osmo Pocket) hatte.
Irgendwie schien mir das Konzept aber bisher wenig schlüssig bzw. ich empfand keinen Mehrwert durch solch eine kleine Kamera… nun ändern sich aber manchmal auch Ansichten und/oder private Umstände.
Wenn beides zusammenkommt gewinnen andere Prioritäten im Leben einen immer größeren Stellenwert die man vorher womöglich gar nicht auf dem Schirm hatte. So kam es also, das mir das Konzept der Pocket 2 auf einmal doch entgegenkam – denn mit Kind und Kegel spielt das Transportmaß als auch die Einsatzbereitschaft von vorhandener Technik eine größere Rolle um Momente nicht zu verpassen. Auch der breite Bildwinkel von ca 20mm (KB Äquivalent) ist mit Kindern von Vorteil.
Ein Camcorder oder gar DSLR oder auch DSLM bietet natürlich in der kreativen Anwendung mehr Spielraum – keine Frage. Mit entsprechenden Objektiven nimmt solch ein System aber auch wieder mehr Platz in Anspruch und die Gefahr das mal was dreckig wird oder gar herunterfällt ist immer gegeben… und wirklich stabilisiert ist man dann auch noch immer nicht unterwegs beim Fokus auf Video.
Was macht die Pocket 2 so interessant? Nun – Ihre (beinahe nicht vorhandene) Größe, denn diese Kamera macht Ihrem Namen alle Ehre und hat eine mechanische Stabilisierung (“Gimbal”) bereits verbaut. Das sieht nicht nur merkwürdig aus – es bringt auch einen spürbaren Gewinn.
Dadurch eignet sich die Pocket 2 neben statischen Aufnahmen auch gut für kleine Kamerabewegungen. Und sofern das Licht nicht massiv nachlässt kommt da eine wirklich brauchbare Bildqualität aus der Kamera heraus.
Das verbaute Display ist zur Bildbeurteilung eher ein Schätzeisen – entweder schließt man also ein Smartphone an oder gewöhnt sich an den Bildwinkel und hat nach einiger Zeit ein Gefühl für das passende Framing und dem was vor der Kamera passiert.
Immerhin kann man direkt über das kleine Display diverse Einstellungen vornehmen und sogar einen komplett manuellen Modus nutzen um die Belichtungsparameter nach Belieben anzupassen.
Die Automatiken funktionieren prinzipiell auch gut – aber es gibt immer mal wieder Situationen in denen die Belichtung dann doch etwas daneben liegt. Hilfreich ist hier das integrierte flachere Cinelike-D Bildprofil (welches jetzt im übrigen die Mini 3 Pro bekommen hat) mit dem ihr in der Nachbearbeitung noch die ein oder andere Anpassung vornehmen könnt sofern es nicht passen sollte. Aber auch hier gibt es bekanntlich Grenzen – es handelt sich um ein 8bit Videoformat.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Es gibt auch ein paar Punkte die den Gesamteindruck für mein Empfinden etwas trüben.
Denn neben dem kleinen und kompakten Pocket 2 gibt es noch unzählige Erweiterungen die das ganze System leider etwas unübersichtlich (aber beinahe nötig) machen. Allen voran der “Do It All” Griff – der leider nicht im Lieferumfang des kleinsten Pakets beiliegt sondern separat oder in Form der “Kreativ Combo” erworben werden muss.
DJI scheint hier einen modularen Eindruck vermitteln zu wollen. Aber ehrlich gesagt kommt man um diesen Griff kaum herum, etwa wenn man eine WiFi Verbindung zum Telefon herstellen oder das DJI eigene Drahtlosmikrofon verwenden möchte. Selbst zum simplen Anschluss eines Kopfhörers ODER Mikrofones benötigt man diesen Griff – und auch dann ist leider nicht beides gleichzeitig möglich. Gleiches gilt für ein Stativ – auch hierfür benötigt man den “Do It All Griff” oder ein kleines extra Teil mit stativgevinde. Das geht besser und lässt auf jedenfall noch Luft nach oben für einen Nachfolger der – wenn man diversen Gerüchten trauen kann – eventuell noch im Herbst 2022 vorgestellt werden könnte.
Aber wir wissen auch das die geopolitische Lage, Sanktionen oder der Mangel an Halbleiterprodukten da einiges durcheinander wirbeln kann. Auch das Auslaufen oder eine Verschmelzung mit anderen Produkten ist nie ausgeschlossen – DJI geht da nicht unbedingt immer einen linearen Weg.
Achja und dann wäre da noch etwas… der kleine Hobel kann ja auch fotografieren – und das sogar im RAW-Format. Nur – und das ist die Krux – nicht in Kombination mit jpgs. Man muss sich also vorher entscheiden ob man Bilder direkt aus der Kamera möchte (jpg) oder sich lieber die Möglichkeit der RAW-Aufnahme für später aufhebt. Ich kann mir nicht erklären warum DJI diesen Weg eingeschlagen ist – zumal es am Osmo Pocket, also dem Vorgänger offenbar noch möglich gewesen sein soll beides parallel zu nutzen, so wie an jeder gängigen Digitalkamera. Auch könnte die Auslösegeschwindigkeit besser sein – einige Schnappschüsse verliert man so doch knapp. Das ist schade.
Ansonsten ist das Pocket Konzept wirklich einzigartig – sogar so einzigartig das es mehrfach kopiert wurde und die Konkurrenz bereits ähnliche Modelle in diversen Generationen am Markt hat. Die Fimi Modelle erfreuen sich ebenfalls einer gewissen User-Base.
Ich mag den kleinen Pocket Hobel auch wenn ich die Bedienung hier und da etwas fummelig finde. Einige Tasten sind doppelt belegt, so kann es schnell passieren falsche Funktionen auszulösen oder sich auf den winzigen Tasten zu vertippen.
Aber für Run & Gun als Familienbegleitung oder auch stabilisierte Zweitkamera macht die Pocket 2 ordentlich was her. Sie überrascht mit überdurchschnittlich guter Bildqualität bei gleichzeitiger Stabilisierung in einem kompakten Gehäuse ohne viel Schnickschnack. Sie ist nicht perfekt und auch die Modularität ist Vor,- und Nachteil zugleich.
Fazit: Ja – ich habe die Pocket 2 tatsächlich unterschätzt und zu lange keiner Beachtung gewürdigt.