KI frisst den SSD-Markt: Crucial verschwindet, Samsung zieht nach –> Oligopol und steigende Preise?

Micron begräbt mit Crucial eine der bekanntesten Consumer-Marken für RAM und SSDs, während Samsung Berichten zufolge seine SATA-SSDs auslaufen lässt – zusammen könnte das den Consumer-SSD-Markt dauerhaft verändern und die Preise spürbar nach oben treiben.

Das Ende von Crucial im Consumer-Markt

Micron hat Anfang Dezember 2025 offiziell angekündigt, die komplette Crucial-Consumer-Sparte – also RAM und SSDs – bis Ende des fiskalischen Q2 2026 (Februar 2026) auslaufen zu lassen. Die Fertigungskapazitäten wandern in Richtung High-Bandwidth-Memory (HBM) und Enterprise-Storage für AI- und Datacenter-Kunden, weil dort die Margen deutlich höher und die Nachfrage extrem stark ist. Für Endkunden bedeutet das: Bewährte Serien wie MX/NX-SSDs und Crucial-RAM werden aus dem Retail-Regal verschwinden, auch wenn Restbestände und Garantieabwicklung noch eine Weile weiterlaufen.

Samsung und das mutmaßliche SATA-Aus

Parallel dazu verdichten sich die Hinweise, dass Samsung seine SATA-SSDs wie 870 EVO/QVO in den nächsten Jahren einstellen will, während NVMe-Modelle (990 Pro, 990 EVO etc.) weiterlaufen sollen. Leaks wie „Moore’s Law Is Dead“ sprechen von einer schrittweisen Abwicklung bis etwa 2026, mit deutlichem Rückgang der Stückzahlen und nur noch Erfüllung bestehender OEM- und Distributionsverträge. Analysten warnen, dass der Rückzug eines der größten Anbieter aus dem SATA-Segment die Verfügbarkeit im Einstiegs- und Upgrade-Bereich spürbar verknappen und damit die Preise nach oben treiben könnte.

Warum die Hersteller umsteuern

Die Gründe liegen vor allem im massiven KI-Boom: Speicher für AI-Server (HBM, Enterprise-DRAM, High-End-SSDs) bringt 3–5-mal höhere Margen als Commodity-Consumerprodukte, die seit Jahren unter brutalem Preiskampf und teils einstelligen Gewinnmargen leiden. Gleichzeitig sind Produktionskapazitäten und moderne Fertigungsknoten begrenzt, sodass jeder Wafer entweder in hochprofitable AI-Lösungen oder vergleichsweise margenschwache Retail-Drives gesteckt werden kann – und aus Sicht der Hersteller ist die Entscheidung eindeutig. Hinzu kommt, dass der Client-SSD-Markt ohnehin stark konzentriert ist: Top 5–7 Anbieter kontrollieren einen Großteil des Volumens, was strategische Fokussierungen und Exits erleichtert.

Marktstruktur, Oligopol und Preiswirkung

Weniger große Player im Consumer-Segment bedeuten tendenziell mehr Marktmacht für die verbleibenden Anbieter und eine geringere Preissensitivität – klassische Oligopol-Mechanik, wie sie in der Vergangenheit z. B. auch nach der Konsolidierung im HDD-Markt zu beobachten war. Studien zum Festplattenmarkt zeigen, dass nach der Reduktion von fünf auf drei große Hersteller zwar Innovation weiterlief, die Preissetzungsspielräume der Anbieter aber wuchsen und Wettbewerbspolitik deutlich sensibler reagierte. Überträgt man dieses Muster auf SSDs, ist zu erwarten, dass kurzfristige Preisschlachten seltener werden und Listenpreise stabiler bleiben oder oder langsamer fallen, vor allem bei Kapazitäten und Formfaktoren mit wenig Konkurrenz (z. B. große SATA-SSDs).

​Mögliche Preisentwicklung der nächsten Jahre

Kurz- bis mittelfristig ist mit steigenden oder zumindest deutlich weniger stark fallenden SSD-Preisen zu rechnen, weil AI- und Servernachfrage weiter Kapazitäten bindet und der Wegfall von Crucial sowie ein mögliches SATA-Aus bei Samsung das Angebot im Consumer-Bereich verknappt. Leaker und Marktbeobachter rechnen mit 12–18 Monaten „Preisdruckphase“, in der vor allem günstige SATA-Drives rar und teurer werden, während NVMe-Modelle zwar verfügbar bleiben, aber von der allgemeinen NAND-Knappheit und höheren Herstellermargen mit nach oben gezogen werden. Langfristig könnten neue Player, lokale Marken oder verstärkte Produktion für Client-SSDs den Markt wieder etwas entspannen, aber die Ära dauerhaft extrem billiger SSDs dürfte vorerst vorbei sein – insbesondere im Einstiegssegment und bei großen Kapazitäten.​​

Einordnung und Empfehlungen für Endkunden

Für Endkunden und Prosumer heißt das: Wer in den nächsten 12–24 Monaten größere SSD-Upgrades plant, sollte nicht auf zeitnahe „Dumpingpreise“ wie in früheren Jahren spekulieren, sondern lieber frühzeitig einkaufen, solange Restbestände und Aktionspreise verfügbar sind. Alternativen sind SATA-Modelle von Western Digital, Kioxia und kleineren OEM-Marken sowie der verstärkte Umstieg auf NVMe, sofern die Plattform das zulässt, um von der breiteren Modellauswahl und künftig wohl stärkeren Herstellerfokussierung auf PCIe-SSDs zu profitieren. Wer professionell arbeitet oder viele Systeme betreut, kann zudem über Rahmenbestellungen, geprüfte Refurbished-Lösungen und einen Mix aus Marken nachdenken, um sich nicht von wenigen Herstellern und ihren Preisentscheidungen komplett abhängig zu machen.

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